Das spirituelle Wissen ist eine reguläre Wissenschaft. So wie zwei und zwei ganz eindeutig vier ergibt, so ist auch dieses spirituelle Wissen klar und eindeutig und lässt keinen Raum für Abänderungen.

Sant Kirpal Singh

Das Gesetz des Karmas

Vortrag gehalten von Sant Kirpal Singh, Chicago, USA, Oktober 1972


Liebe Brüder und Schwestern,

wir sind sehr begünstigt, den menschlichen Körper erhalten zu haben. Er ist das Höchste in der ganzen Schöpfung – Gott am nächsten. Als der Mensch geschaffen wurde, verneigten sich selbst die Engel vor ihm. Alle Schriften sagen uns, dass wir den menschlichen Körper als Auswirkung guter Taten in der Vergangenheit erhielten. Wir sind daher wirklich sehr begünstigt. Unsere guten Taten haben Frucht getragen, und als Folge davon erhielten wir den menschlichen Körper. Das ist eine goldene Gelegenheit, durch die wir alle Rückwirkungen der Vergangenheit ausgleichen können.

Innerhalb bestimmter Grenzen sind wir auch frei. Alle anderen Formen (der Schöpfung), außer der menschlichen Form, sind gebunden; sie haben nicht die Möglichkeit frei zu handeln. Im menschlichen Körper sind wir durch die Auswirkung der Vergangenheit in einem gewissen Ausmaß gebunden – innerhalb gewisser Grenzen aber sind wir auch frei. Wenn wir also klug sind, gleichen wir die Folgen unserer Handlungen, die alten Karmas aus und gehen nach Hause zurück. So ist dies eine Zeit, in der wir entweder nach Hause oder wieder in das Rad des Lebens und Todes zurückgehen können. Seid sehr vorsichtig. Was wir erhalten haben, ist eine goldene Gelegenheit. Versucht zu verstehen, wie die Schulden, die wir haben, abzuzahlen sind. Ihr werdet merken, dass wir sehr vorsichtig sein müssen. Jeder Gedanke, der inuns aufkommt, wirkt sich aus. Jeder Gedanke, jedes Wort und jede Tat muss in der Natur abgerechnet und ausgeglichen werden. Die Natur verschont keinen. "Wie ihr sät, so werdet ihr ernten." Es gibt keine Ausnahme von der Regel. Denkt nicht unnütz über irgend etwas nach. Wenn ihr das tut, hat selbst das eine Auswirkung. Der fünfte Meister der Sikhs sagt: "Hütet euch vor den Sünden, die ihr unbewusst tut." Auch sie haben eine Auswirkung.

So hat jede Ursache eine Wirkung. Diesen Grundsatz, dieses Gesetz müssen wir verstehen. Wenn wir diesen Grundsatz oder dieses Gesetz des Karma verstehen, können wir von ihm frei werden und nach Hause gehen. Andernfalls werden wir weiterhin kommen und gehen, kommen und gehen. Jede Ursache hat also eine Auswirkung. Jede Tat hat eine Rückwirkung zur Folge. Beseitigt die Ursache und die Wirkung verschwindet. Dies haben die Meister, die über jene Gesetze hinausgelangt sind, getan. Aber alle anderen sind durch die Bande des Karma, das die Grundursache des physischen Daseins ist, gebunden. Natürlich sind es die Auswirkungen sehr guter Taten, durch die ihr den menschlichen Körper erhieltet. Aber noch müssen wir sehr darauf achten, was wir tun: Entweder sind wir dabei zurückzufallen oder nach Hause zu gehen.

Es gibt also drei Arten von Karma. Eine heißt Sanchit. Sanchit bedeutet: Was noch auf Vorrat liegt und noch nicht Frucht getragen hat. Solches Karma liegt einfach aus Hunderten früherer Geburten auf Vorrat und hat noch keine Auswirkungen gezeigt. Zur Zeit der Pandavas lebte in Indien Dharitarashtra. Er war ein großer Yogi, doch blind von Geburt an. Lord Krishna fragte ihn: "Aus welchem Grund bist du seit deiner Geburt blind? Welches Karma hast du auf dich geladen, dass du dadurch von Geburt an blind bist?" Er antwortete: "Durch Yogi-Kräfte kann ich mich an hundert Geburten zurückerinnern – und ich habe keine Tat gefunden, durch die ich blind geworden sein könnte." Deshalb half ihm Lord Krishna, der ein Yogishwar war, weiter zurückzugehen. Und er fand, dass er in seiner hundertsechsten Geburt die Tat begangen hatte, die der Grund für seine jetzige Blindheit war.

Darum bedenkt, dass es Akash-Aufzeichnungen gibt. Was immer wir sagen und denken, wird im Akash aufgezeichnet. Wer solche Aufzeichnungen lesen kann, kann euch Aussagen wiedergeben, die Hunderte von Geburten zurückliegen.

Seit wir das Haus unseres Vaters verlassen haben, seit wir einst auf die Erde geschickt wurden, sind wir am Kommen und Gehen. Taten und Auswirkungen setzen sich ständig fort. Ein Teil davon wird durch das Pralabdh-Karma beglichen. Pralabdh-Karmas sind die Karmas, die gerade Frucht tragen, die aufgegangen sind und auf denen unser jetziges Dasein beruht. Als erstes haben wir dadurch den menschlichen Körper erhalten. Das ist das Ergebnis sehr hohen Karmas, guten Karmas. Auch jetzt sind wir innerhalb bestimmter Grenzen gebunden, solange, bis die Rückwirkungen nicht (alle) ausgeglichen sind und keine Saaten neuer Taten gesät werden. Pralabdh ist also das Karma, auf dem unser gegenwärtiges Leben beruht. Es ist das, was Schicksal oder Bestimmung genannt wird. Schicksal oder Bestimmung ist die Auswirkung unseres vergangenen Karmas, das jetzt Frucht trägt.

Die dritte Klasse, Kriyaman, entsteht durch unsere täglichen Handlungen.

Der Mensch ist also, wie ich dargelegt habe, innerhalb bestimmter Grenzen frei und innerhalb bestimmter Grenzen gebunden. Nehmt als Beispiel einen Jungen, der einen Drachen steigen lässt. Er hat dafür, sagen wir, ein- bis zweihundert Meter Schnur, mit der er den Drachen steigen lässt. Aber sein Vater steht hinter ihm und behält vierhundert Meter Schnur unter seiner Kontrolle. Seinem Sohn hat er nur zweihundert Meter überlassen, genug, damit der Drachen steigen kann. So kann er den Drachen also nur bis zweihundert Meter und nicht höher steigen lassen.

Die Karmas sind also von verschiedener Art. Ein Karma trägt sehr schnell Frucht, das andere ein wenig später und ein weiteres nach sehr langer Zeit. Man kann es z.B. mit den Gerichten vergleichen. Es gibt die kleinen Amtsgerichte, die obersten Gerichtshöfe und den Bundesgerichtshof. Gewöhnliche Fälle werden innerhalb von Wochen oder vielleicht einem Monat geregelt. Schwierige brauchen Monate, um von den obersten Gerichtshöfen entschieden zu werden. Und andere Fälle sehr verwickelter Art brauchen Jahre, ehe sie vor dem Bundesgerichtshof entschieden werden. Versteht ihr? Entsprechend laden wir uns durch unsere täglichen Handlungen Rückwirkungen auf. Sie tragen Frucht: einige schnell, andere später und weitere noch später. Wie im Falle von Dharitarashtra, von dem ich euch erzählte: Er erntete die Frucht eines Karmas, das hundertsechs Geburten zuvor bewirkt wurde.

Einen Teil des Kriyaman-Karma ernten wir in diesem Leben – der Rest kommt zum Sanchit-Karma hinzu. Karma ist die Ursache der Wiedergeburt; und jeder Geburt folgt wiederum der Tod. Daher ergibt sich der Kreislauf von Freude und Leid. Manche sind glücklich, manche nicht.

Somit gilt: "Wie ihr sät, so werdet ihr ernten." Unkenntnis des Gesetzes ist keine Entschuldigung, seid euch dessen bewusst. Wir sagen: "Wir haben es nicht gewusst", aber wir müssen ernten, was wir gesät haben. Ob wir gute oder schlechte Taten säen – beide binden uns. Ob Handschellen oder Ketten aus Gold oder Eisen sind – gefesselt ist man in jedem Fall.

Diese karmischen Gesetze sind schwer zu verstehen, aber wenn ihr euch an das haltet, was ich euch sage, könnt ihr euer Leben retten und euch davor bewahren, wieder auf die Erde zu kommen. Wir können also glücklicherweise lernen, wie man die Schulden begleichen und von diesem Rad des Lebens loskommen kann. Wir säen täglich Saaten. Sie werden aufgehen. Einige tragen gerade Frucht, andere werden dem Sanchit-Karma, dem großen Lager an Karma, hinzugefügt. Unser Vorrat an Karma ist groß. Wenn wir in dieser Lage einem Meister begegnen, der dieses Naturgesetz kennt, der weiß, wie man es abwickelt und uns davon befreit, wird er den Abwicklungsprozess aller Karmas des Initiierten selbst übernehmen. Er nimmt das in seine Hand. Es ist eine sehr schwere, sehr harte Arbeit, Meister zu sein. Was tut er als erstes? Er gibt euch eine Verbindung mit dem Tonstrom im Innern, durch dessen Praxis die Sanchit- oder Vorratskarmas verbrannt werden. Das ist ein großer Segen: Alle Sanchit-Karmas werden verbrannt. Sie werden nicht Frucht in künftigen Leben tragen.

Dann schreibt er für das Kriyaman-Karma, das Karma, das wir täglich schaffen, das Führen des Tagebuchs vor. Nun merkt euch, wofür das Tagebuch gedacht ist. Es hat eine sehr wichtige Aufgabe. Man muss ein reines Leben führen und mit Hilfe der Selbstprüfung Tag für Tag die Schwächen in sich ausrotten. Dazu wird (der Schüler) angehalten.

Das Pralabdh-Karma wird nicht angetastet, denn als Folge dieses Karmas erhielten wir das gegenwärtige Leben. Wenn es die Heiligen anrühren, endet es – im gleichen Augenblick, in dem ein Heiliger das Pralabdh-Karma anrührt, endet unser Leben! So tastet er es nicht an, weil es die Ursache des physischen Körpers ist, der durch diesen Eingriff in das Naturgesetz sich auflösen würde. Es bleibt also ein sehr kleiner Rest von Karma, den der Initiierte während des gegenwärtigen Lebens ertragen muss.

Die Sanchit-Karmas, die auf Vorrat liegen, werden verbrannt, wenn man mit dem Ton in Verbindung kommt. Je mehr ihr mit dem Tonprinzip in euch in Verbindung kommt, mit Naam oder dem Wort, dessen zwei Aspekte Licht und Ton sind, desto mehr von eurem Sanchit-Karma wird verbrannt. Das Pralabdh-Karma bleibt unangetastet. Mit dem Kriyaman-Karma verhält es sich, wie ich euch sagte: Er (Meister) hält euch an, in dieser Beziehung sehr streng zu sein. Schont euch nicht. Ihr solltet euch selbst gegenüber so kritisch sein, wie ihr das gern bei anderen seid. Merzt Tag für Tag eure Fehler aus. Einige der verbleibenden Karmas sind Kriyaman, auch sie werden verringert, abgemildert durch den Meister und durch die Hingabe des Schülers.

Wenn ihr bei einem Meister sitzt, bleibt das Gemüt ein paar Minuten ruhig. Es macht keine Schwierigkeiten. Als Ergebnis der Ausstrahlung des Meisters seid ihr frei von Gedanken. Das Kennzeichen eines Meisters wird folgendermaßen beschrieben: Wenn man in seiner Gegenwart sitzt, kommen eine Zeitlang keine Probleme im Gemüt auf. Wie ich euch gestern sagte: Wenn ihr zu jemandem geht, der Parfüm verkauft, erhaltet ihr allein schon etwas durch den Duft, der in der Luft liegt; er braucht euch gar nichts zu geben. Ähnlich ist es, wenn ihr eine Zeitlang voll Empfänglichkeit in Seiner (des Meisters) Gegenwart sitzt – euer Gemüt wird keinerlei Schwierigkeiten machen. Das ist Seine Ausstrahlung. Und wenn ihr die Verbindung im Inneren erhaltet? Dann habt ihr das Fläschchen Parfüm.

Die Pralabdh-Karmas werden nicht angerührt, weil wir keine Kontrolle über sie haben. Sie müssen sich auswirken. Was geschehen muss, muss geschehen. Es gibt keine Ausnahme von der Regel. Ein Ausweg ist jedoch möglich: Geführt von der Meisterseele kann man sein inneres Selbst so entwickeln, dass man den bitteren Stachel des Karmas nicht zu fühlen braucht. Nehmt das Beispiel einer Mandel oder Walnuss, die noch unreif ist. Man kann sie mit einer Nadel durchstechen. Wenn sie aber reif ist, ist die Schale vom Kern getrennt, und wenn man mit einer Nadel hineinsticht, kann sie die Schale nicht durchdringen.

Wenn ihr bei einem Meister sitzt, will Er euch einen Weg nach oben geben, Er will euch über das Körperbewusstsein erheben. Auch wenn alle äußeren Dinge als Folge des Pralabdh-Karmas eintreten, haben sie doch keine schmerzhafte Wirkung. Das ist der Segen des Meisters. Wenn ein Kind operiert werden muss und die Mutter es während der Operation auf den Schoss nimmt, ist es ganz ruhig. Jene, die initiiert und dem Meister innerlich ergeben sind, werden auch Auswirkungen der Vergangenheit erleben, die bitter sind. Aber sie bekommen sie nicht so zu spüren. Wenn man sich täglich über das Körperbewusstsein erhebt, fühlt man sie nicht.

Es gibt das Beispiel eines gewissen Abdullah, der ein Ergebener von Mian Mir in Indien war. Als Ergebnis des Pralabdh-Karmas hatte er sehr zu leiden, aber er erhob sich an die Stelle hinter den Augen. Als sein Meister kam, sagte dieser jedoch zu ihm: "Was tust du da? Du hast die Saat gesät, du musst die Folgen auf dich nehmen. Warum erhebst du dich nach oben? Komm herunter!" Aber das ist die Gnade des Meisters, dass wir uns erheben können, wenn wir uns an Seine Anweisungen halten.

Was das Kriyaman-Karma betrifft, müssen wir mit Hilfe des Tagebuchs alle Unvollkommenheiten ausrotten. Die Karmas, die auf Vorrat liegen, werden verbrannt, je mehr ihr mit dem Licht- und Tonprinzip in Verbindung kommt. Neue Karmas, wie sie täglich entstehen, werden also durch Selbstprüfung vermieden. Was noch bleibt, wird durch die Liebe des Meisters abgemildert; die quälende Wirkung ist nicht mehr dieselbe. Es ist wie bei einer Walnuss oder Mandel: Wenn sie noch unreif ist, kann man eine Nadel hindurch stechen, aber wenn sie reif ist, hat sich die Schale abgetrennt; ihr könnt versuchen, eine Nadel hineinzustechen, sie wird sie nicht durchdringen. Ähnliches geschieht, wenn ihr an der Stelle hinter den Augen gesammelt seid. Ihr werdet sehen, dass ihr entweder dort bleiben – oder willentlich auf der Ebene der äußeren Sinne aktiv sein könnt. Dann lasst kommen, was will. Ob der Mensch stirbt, ob er leidet; ob man operiert wird, oder dieses und jenes geschieht, aber welch großer Segen ist euch zuteil geworden!

Wenn wir nun dies alles betrachten, gibt es noch eine weitere Art von Karma? Eine Art ist Kriyaman, eine weitere Pralabdh und die dritte ist das Karma, das auf Vorrat liegt – Sanchit. Aber es gibt noch eine weitere Form des Karma. Sie heißt Neh-Karma – Karma, das mit keinerlei Verhaftetsein oder Verlangen nach seiner Frucht verbunden ist. Diese Art steht über den anderen Karma-Formen, die mehr oder weniger eine Quelle der Gebundenheit sind. Diese Form des Karma hilft einem ein wenig, sich von den karmischen Rückwirkungen, von der Bindung zu befreien. Wenn man eine Arbeit tut, ohne sich irgendeinen Vorteil dabei zu wünschen, wird einen das nicht binden. Das ist das eine. Aber solange das Ego da ist – wie kann man das vermeiden? Ihr werdet nicht das Gefühl haben, nicht der Handelnde zu sein. Versteht ihr, was ich meine? Solange ihr der Handelnde seid, ob ihr nun Gutes oder Schlechtes tut, wisst ihr doch im Grunde eures Herzens: "Ich habe etwas Gutes getan", nicht wahr? Das zieht seine Auswirkung nach sich.

(Den Zustand) von Neh-Karma oder selbstlosem Karma erreicht man also erst, wenn man ein bewusster Mitarbeiter wird. Ihr seht auch, dass in den Yoga-Systemen wie beim Karma-Yoga gelehrt wird, dass man Neh-Karma werden kann, wenn man keinen Lohn für seine Taten erwartet. Aber wie kann man Neh-Karma werden, wenn man nicht bewusster Mitarbeiter am göttlichen Plan wird? Wenn man nicht erkennt: "Er, (Gott) ist der Handelnde – nicht ich bin es?" Solange man der Handelnde ist, wird man auch die guten Früchte ernten – den Himmel und auch andere Dinge, die noch in diesem Leben eintreten. So werdet ihr begreifen, dass nur das aus Verlangen oder Kam entstehende Karma zum Gebundensein führt. Deshalb sagte uns Moses: "Begehrt nicht." Buddha lehrte: "Seid wunschlos", und der zehnte Guru der Sikhs lehrte: "Habt keinen Wunsch nach Erfolg." Das höchste von allem ist, Neh-Karma zu sein. Das bedeutet, in Übereinstimmung mit dem göttlichen Plan, als bewusster Mitarbeiter der Kraft Gottes zu handeln.

Es gibt also vier Arten von Karma. Für das gegenwärtige Karma wurde das Tagebuch eingeführt. Was davon bleibt, wird abgemildert, wenn ihr dem Meister ergeben seid. Das Pralabdh-Karma bleibt unangetastet – seine bitteren Früchte müsst ihr ertragen. Aber wenn ihr zu Füßen des Meisters sitzt, Seinen Anweisungen nachkommt und euch täglich über das Körperbewusstsein erhebt – täglich sterbt – dann werdet ihr im Äußeren die schmerzlichen, bitteren Folgen der Rückwirkungen aus der Vergangenheit nicht spüren – wie in dem Beispiel, das ich euch genannt habe. Nun werdet ihr verstehen, wie wichtig es ist, täglich euren Übungen nachzukommen.

Kurz gesagt, das Gesetz des Karma ist das unerbittliche und unausweichliche Gesetz der Natur, das keine Ausnahme kennt. Sogar die Avatare müssen seine Auswirkungen ertragen – von den Menschen ganz zu schweigen. Von Lord Rama wird erzählt, dass er hinter einem Baum stehend den Bruder des Königs von Ceylon tötete – das steht in unseren Schriften. Im Sterben sagte der Mann: "Rama, ich hatte nichts gegen dich – warum tötest du mich? Du wirst leiden müssen." Also geschah es, dass Rama in seiner nächsten Verkörperung als Lord Krishna auf die Erde kam, während der Mann, den er getötet hatte, die Gestalt eines "Bhil" (Angehöriger einer sehr niederen Kaste, fast ein Wilder) im Dschungel annahm. Lord Krishna lag im Dschungel und hatte seinen linken Fuß über das rechte Knie gelegt. Auf seinem Fuß war ein Stern zu sehen, wie er immer auf dem Fuß von Avataren oder Inkarnationen zu finden ist. Der Bhil-Jäger sah das und dachte, es sei vielleicht das Auge eines Hirsches, schoss einen Pfeil ab und traf damit den Fuß Lord Krishnas, der (an der Wunde) starb. Selbst Avatare bilden keine Ausnahme von der Regel, von gewöhnlichen Menschen ganz zu schweigen.

Seid achtsam! Jeder Gedanke, der in euch aufkommt, hat eine Auswirkung. "Wie du säst, so wirst du ernten." Das ist die allgemeine Regel für die, die auf der Erde leben. Versteht ihr? "Wie ihr denkt, so werdet ihr." Wir sprechen aus der Überfülle unseres Herzens. Jede Handlung hat eine Auswirkung, denn das ist das Gesetz der Natur – Ursache und Wirkung. Man muss daher die Früchte seiner Taten ernten – es gibt keine Ausnahme. Gibt es dagegen ein Mittel? Die Meister haben eines, wie ich euch gerade dargelegt habe. Ich erwähnte den Fall Abdullahs, des Ergebenen von Mian Mir. Wenn ihr im täglichen Leben eine Spritze bekommen müsst, könnt ihr eure Aufmerksamkeit hierher (hinter die Augen) zurückziehen: "Gut, spritzen Sie jetzt!" Ihr werdet weit weniger Schmerz spüren. Wenn ihr eure Aufmerksamkeit völlig zurückziehen könnt, werdet ihr nichts mehr empfinden.

Es ist dies also ein ganz regulärer Weg, auf den uns der Meister stellt. Nur wenn man das Körperbewusstsein überschreitet und Neh-Karma oder tatenlos im Tun wird wie der bewegungslose Punkt in der Mitte des sich ewig drehenden Rades des Lebens, wird die Bewegung des großen karmischen Rades zum Stillstand gebracht. Wenn man bei einer laufenden Maschine das Rad anhalten will, schiebt man etwas dazwischen, und die Maschine hört auf zu laufen. Entsprechend wirkt auch das Gesetz des Karma im Falle derer nicht mehr, die sich wirklich über das Körperbewusstsein erheben.

Deshalb sagt Buddha: "Seid wunschlos." Denn der Wunsch ist die Grundursache des menschlichen Leids – allen Leids. Die einen sterben, andere kommen zur Welt, die einen sind krank, andere wieder sind arm. Die Länge des Lebens, hoch oder niedrig, arm oder reich – all das sind die Auswirkungen der Vergangenheit.

Der Geist, der im Körper wie in einem Wagen sitzt, wird von fünf mächtigen Pferden (den nach außen gerichteten Sinneskräften), die vom berauschten Gemüt angetrieben werden, blindlings fortgerissen und in das Feld der Sinnesfreuden hineingezogen. Daher muss auch das Gemüt kontrolliert werden. Wenn es etwas erhält, das anziehender und friedvoller ist als das, was es von den Sinnen her gewöhnt ist, kann es kontrolliert werden – nicht anders. Weil aber die Zügel des Verstandes lose herabhängen und die Pferde ungestüm dahinrasen, tun wir Dinge, die ihre Auswirkungen nach sich ziehen. Wir machen so immer weiter, seit wir einst von unserem Vater zur Erde kamen. Seit wir auf der Erde sind, sind wir so ständig am Kommen und Gehen, wieder und wieder. Durch sehr großes Glück haben wir immer wieder den menschlichen Körper erhalten. Aber wir wussten ihn nicht zu nutzen, weil wir das Gesetz des Karma nicht verstanden.

Es gibt zwei Gesetze: Das eine ist das Gesetz des Karma und das andere das Gesetz der Gnade. Wenn ihr zu Füßen der Meister kommt, wirkt dort das Gesetz der Gnade. Auch euer jetziges Karma wird abgemildert – dafür geben sie euch ein Tagebuch. Die Sanchit-Karmas werden verbrannt, indem sie euch eine Verbindung mit dem Ton- und Lichtprinzip in euch geben. Und obgleich keine Kraft sich dem Pralabdh-Karma widersetzen kann, gewährt euch der Meister, dass ihr euch täglich über das Körperbewusstsein erheben könnt, so dass die schmerzhafte Wirkung verringert wird. Wie begünstigt wir sind! Darum heißt es, dass es ein großer Segen ist, einen lebenden Meister zu haben. Erkennt ihr das nicht? Sogar die Inkarnationen unterliegen dem Gesetz – sie sind von dem Gesetz von Ursache und Wirkung nicht ausgenommen – vom gewöhnlichen Menschen ganz zu schweigen.

Das sind also die Dinge, die die Meister vorschreiben. Seit sie in die Welt gekommen sind, haben sie uns gesagt, was wir tun sollen. "Werdet von neuem geboren." Versteht ihr die Grundaussage, die dahinter steht? "Werdet wiedergeboren." In meinen Ansprachen habe ich euch erklärt, was mit "wiedergeboren werden" gemeint ist. Eine Geburt ist die in diesen menschlichen Körper, die andere die ins Jenseits. Wenn ihr täglich wiedergeboren werdet – täglich sterbt, täglich das Kreuz auf euch nehmt – dann sollte sich das alles natürlicherweise daraus ergeben. Dann entgeht ihr den karmischen Auswirkungen, dem Rad des Lebens. Seht ihr nun, wie wichtig es ist, die Übungen einzuhalten, wie sie von den Meistern vorgeschrieben werden? Die Meister machen bei niemandem eine Ausnahme.

Guru Nanak sagt: "Seht, Meister, was würde es helfen, zu Euren Füßen Zuflucht zu finden, wenn das Gesetz des Karma nicht ausgeglichen würde?" Er sagt als Vergleich: "Was hilft es, zu Füßen eines Löwen zu sitzen, wenn man weiterhin von den Schakalen angeheult wird?" Es ist ein großer Vorzug, zu Füßen eines Meisters zu sitzen, möchte ich damit sagen.

"Von neuem geboren zu werden" bedeutet also, sich über das Körperbewusstsein zu erheben – und das gleiche ist mit "Zweimal geboren werden" gemeint. Im alten Indien wurden diese Erfahrungen den Kindern im Alter von fünf, sieben oder neun Jahren gegeben, wenn sie initiiert wurden. Was man in der Kindheit lernt, ja schon im Mutterleib, das vergisst man nie. Wir sollten sehr darauf achten, wie wir unsere Kinder erziehen, denkt daran – ob sie noch im Mutterleib oder schon auf der Welt sind.

So heißt es also: von neuem geboren werden, täglich sterben. "Lernt zu sterben, damit ihr zu leben beginnen könnt." Dann erhaltet ihr ewiges Leben, ihr entkommt dem Kreislauf der Geburten und Tode. Versteht ihr mich? Das ist ein sehr wichtiger, subtiler Punkt, aber wir müssen ihn verstehen und entsprechend leben. Wie ist das möglich? Durch die Gnade des Meisters. Wenn wir durch die Gnade des Meisters zu sterben lernen, während wir leben, erkennen wir, dass das andere Gesetz (das Gesetz der Gnade) wirkt. Wenn man Korn in die Mühle schüttet, werden die Körner, die ins Mahlwerk geraten, gemahlen – aber wenn einige an der Kurbel der Maschine hängenbleiben, werden sie verschont. Daher heißt es, dass es ein großer Segen ist, einen lebenden Meister zu haben und nach Seinen Geboten zu leben. Das ist die Hauptsache.

Daher muss man "das Fleisch um des Geistes willen aufgeben", wenn man dem ewigen Rad des Lebens auf Erden entgehen will. Ich zitiere aus der Bibel – in anderen Schriften finden wir ähnliche Zitate wie dieses. Aber wenn man unter der Führung eines Meisters den praktischen Prozess der Selbstanalyse willentlich erlernt und sich ins Jenseits erhebt – den Tod im Leben erfährt –, dann ändert sich der ganze Blickwinkel. Das Ergebnis ist, dass man von da an ohne Verhaftungen auf der Erde lebt. Wenn ihr euch täglich über das Körperbewusstsein erhebt, lösen sich all eure Verhaftungen. Ob ihr Hunderttausende von Dollars habt oder überhaupt kein Geld – es kümmert euch nicht. Ihr werdet nicht versuchen, die Rechte anderer an euch zu reißen; ihr werdet nicht versuchen, andere zu übervorteilen, weil ihr wisst, dass ihr Karma auf euch ladet und ihr nicht mehr wollt, dass diese Handlungen mit euch gehen. Wenn ihr euch also täglich über das Körperbewusstsein erhebt, ändert sich euer ganzer Blickwinkel. Ihr werdet nichts Unrechtes mehr tun, weil ihr es nicht mit euch tragen wollt – "Unrecht Gut gedeihet nicht." Christus hat gesagt: "Wer sein Leben findet, der wird's verlieren ...." Richtet euch einfach nach der Bedeutung: Das sind sehr klare, sehr einfache Worte. Wenn ihr euch über das äußere Leben erhebt, werdet ihr ewiges Leben haben. "Lernt zu sterben, damit ihr zu leben beginnen könnt." "Wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es finden." Welches Leben? Das äußere, von dem wir uns zurückziehen. Das bedeutet nicht (wirklich) zu sterben, sondern die Aufmerksamkeit von allem Äußeren zurückzuziehen und sich über das Körperbewusstsein zu erheben. Er sagte: "Wenn ihr es tut um meinetwillen, werdet ihr es finden."

Weiter könnt ihr in der Bibel lesen: "Wer mir will nachfolgen" – beachtet bitte, was Er sagt – "der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich täglich". Was bedeutet "täglich das Kreuz auf sich nehmen"? Das Kreuz ist ein Symbol für den menschlichen Körper mit ausgestreckten Armen – wir müssen uns über ihn erheben. Dann können wir Ihm folgen. Wenn wir uns einmal darüber erheben, hat sich unser ganzer Blickwinkel verändert, wie ich gerade sagte: Ihr werdet niemandem etwas zu Leide tun, ihr werdet niemanden ausnützen, und eure ganze äußere Verbindung mit der Welt wird ehrlich, anständig und rechtschaffen sein. Wie können wir erwarten, jemals vom Rad des Kommens und Gehens frei zu werden, wenn wir nicht die Gebote des Meisters befolgen? Es hilft nichts, wenn wir sagen: "Wir haben keine Zeit, wir haben diese oder jene Verpflichtung" – schließlich säen wir so Tag für Tag weitere Saaten.

Was muss man erkannt haben, um nichts mehr zu begehren? Man muss mit der Gotteskraft im Innern in Verbindung gekommen sein. Deshalb sprechen alle Schriften so hoch von den Meistern, die das fleischgewordene Wort sind, denn, wie Maulana Rumi sagt: "Wenn ihr eine Stunde beim Meister sitzt" – wenn ihr empfänglich seid, nicht, wenn ihr physisch dasitzt und selbst draußen umherwandert – "hat das eine Wirkung auf euch, die ihr nicht durch hundert Jahre Bußübungen erlangen könnt." Wenn ihr bei jemandem sitzt, der Parfüm verkauft, erhaltet ihr den Duft durch die Ausstrahlung umsonst. Wenn er euch aber ein Fläschchen Parfüm gibt – wenn er euch ins Jenseits initiiert – dann? Von dem Tag an, an dem ihr zu Füßen eines Meisters kommt und Er euch initiiert, übernimmt Er die Aufgabe, alle eure Handlungen abzuwickeln ­– aber nur, wenn wir die Gebote des Meisters hundertprozentig befolgen. Die Meister, die das fleischgewordene Wort sind, können mit einem Blick Karma auslöschen; durch den Blick und das Wort des Meisters können alle Sünden und Karmas des Initiierten vergehen. Die Augen sind die Fenster der Seele. Er, dessen Seele in Gott eingetaucht ist, der diese Kraft ist, die Fleisch wurde, Er ist das "Brot des Lebens, das vom Himmel herabgekommen ist". – "Wer davon nimmt, der wird ewiges Leben haben." Und wie können wir dieses Brot zu uns nehmen? Durch die Augen – die Augen sind die Fenster der Seele. Wenn ihr in empfänglicher Haltung sitzt und alles andere vergesst, empfindet ihr Frieden, euer Gemüt wird keine Schwierigkeiten machen, alles ist ruhig. Wenn ihr in die Tiefen des Schweigens eindringt, werdet ihr merken, wie dieses Schweigen zu Klang wird. Das sind unleugbare Tatsachen, die ich euch darlege.

So fliegen die Karmas in der Gegenwart des Meisters davon wie die Herbstblätter vor dem Wind. Eine Zeitlang taucht kein Gedanke in eurem Gemüt auf – es ist einfach gebändigt. Solche Handlungen wirken sich (auf ihre Weise) aus. Überlegt einmal: Haben die Augenblicke, die ihr mit dem Meister verbracht habt, sagen wir fünf oder zehn Minuten oder ein Jahr, eine Wirkung oder nicht? Das ist auch eine Handlung, aber sie wirkt sich nicht in der gleichen Weise aus (wie andere), nein. Die Zeit, die auf diese Weise verbracht wird, bewirkt, dass ihr dabei keine mentalen Schwierigkeiten habt – und das ist der Fall, wenn ihr empfänglich seid, ob ihr euch physisch in der Nähe des Meisters aufhaltet oder fern von ihm seid. Die physische Gegenwart darf natürlich nicht unterschätzt werden - das könnt ihr selbst sehen. Doch sogar die, die weit weg auf der anderen Seite des Ozeans leben, während der Meister auf dieser Seite lebt, können ihre Aufmerksamkeit entsprechend ausrichten – geradeso, wie man durch Radio und Fernsehen die Stimme von jemandem hören oder jemanden sehen kann, der Tausende von Meilen entfernt spricht. Das ist ein Naturgesetz; die Wissenschaftler entdecken verborgene Naturgesetze. Sie finden nicht alle heraus, aber sie versuchen es.

So groß ist die Macht der Vergeltung, keiner kann ihrem Zorn entgehen – doch vor dem Sturmwind des Wortes flieht sie in Todesangst. Dazu bringt euch der Meister mit dem Wort in Verbindung.

Es gibt zwei Möglichkeiten, das gewaltige und grenzenlose Lagerhaus der Karmas aufzulösen (und wir haben noch viele auf Vorrat). Es gibt zwei Möglichkeiten: Die erste ist, sie sich selbst erschöpfen zu lassen. Aber ich habe euch ein Beispiel genannt – und es gibt noch andere mehr – wie Handlungen, die mehr als hundert Geburten zurücklagen, sich so auswirkten, dass der Betreffende in diesem Leben blind geboren wurde. Wie lange würde sich das hinziehen? Es würde Millionen von Jahren dauern, und dann wäre es noch völlig ungewiss. Das Gemüt sät weiter Saaten aus – ohne Ende. Eine Möglichkeit ist also, das Lagerhaus im Laufe der Zeit zu leeren, was aber nahezu unmöglich ist. Die andere Möglichkeit ist, von einer Meisterseele praktisches Wissen und Erfahrung in der Wissenschaft des Lebens zu erhalten, auf der irdischen Ebene wie auch auf den spirituellen Ebenen, und schon jetzt für den Übergang von der einen zu den anderen zu arbeiten, während noch die Möglichkeit und Gelegenheit im menschlichen Körper besteht; denn das können wir nur im menschlichen Körper und in keinem anderen. Zwei Wege gibt es also: Der erste erfordert Millionen von Jahren, um das Ziel zu erreichen, und selbst dann ist es ganz ungewiss, weil das Gemüt ständig neue Saaten sät, die wieder weitere Früchte tragen. Schlägt man den zweiten Weg ein, sucht man einen kompetenten spirituellen Meister, der die karmischen Rechnungen des bankrotten Geistes begleichen kann. Wenn ein solcher Meister den Prozess, die endlose Kette vergangener Karmas zu begleichen, in Seine Hände nimmt, sind wir sehr begünstigt.

Wie ich euch gerade erzählt habe, sagt ein Sikh-Meister: "O Meister, was hilft es, zu Deinen Füßen Zuflucht zu finden, wenn unsere Karmas nicht beendet werden? Was hilft es, zu den Füßen eines Löwen Zuflucht zu suchen, wenn uns die Schakale weiter anheulen?" Wenn ihr zu einem Meister kommt, was sagt Er? "Bis hierher und nicht weiter." Er sagt: "Werdet ihr euch von heute an an meinen Rat halten? Führt das Tagebuch, begeht keine Fehler mehr. Kritisiert euch selbst, wie ihr andere gerne kritisieren würdet und merzt eure Fehler aus." Nur zu sagen: "Ich bin ein Sünder, ich bin ein Sünder", das hilft nichts. Achtet auf jeden Gedanken, der in euch aufkommt. Und behaltet die Verbindung mit der Naam-Kraft bei, die ihr erhalten habt. Das wird euch mehr Berauschung im Innern geben, und das Gemüt wird ausgelöscht werden.

Wenn ihr den Nektar des Lebens oder das Wasser des Lebens erhaltet und diese Berauschung erfahrt, wird das Gemüt von allen äußeren Freuden ablassen. Wo kein Wunsch ist, ist Gott. Was ist der Mensch? Gott plus Wünsche. Und was ist Gott? Der Mensch ohne Wünsche. Diese Wünsche entstehen im Gemüt durch die nach außen gehenden Sinneskräfte, (durch die man Eindrücke von außen aufnimmt).

Wenn wir also all das beachten, wird sich alles zum Guten wenden. Als erstes sagt Er (der Meister): "Begeht keine Fehler mehr" und stellt den Schüler auf diesen Weg, der wie eure Schnellstraßen hier ist, wo die Autos mit großer Geschwindigkeit fahren – ihr habt auch in euch solche Straßen aus Licht und Ton. Fahrt schnell! Auf diesem Weg gibt es keine Verzögerung – ihr könnt schnell nach Hause zurückkehren. Er bringt euch auf die Schnellstraße in Richtung Gott.

Gewöhnlich greift der Meister nicht in das Pralabdh-Karma ein, weil euer Leben dann enden würde; aber Er verbindet euch im Innern mit dem Geist, dem Licht- und Tonprinzip. Diese Verbindung mit dem heiligen Wort lässt auch alle Sanchit-Karmas und die neu entstandenen Karmas aus diesem Leben, die noch nicht Frucht getragen haben, zu Asche werden und beendet sie.

Im "Jap Ji" führt Guru Nanak, nachdem er erklärt hat, wie man leben soll, zum Schluss noch ein Beispiel an: "Wenn Hände, Füße und Körper schmutzig sind, werden sie mit Wasser reingewaschen. Wenn die Kleider beschmutzt und fleckig sind, werden sie mit Seife gereinigt." Aber dann sagt er: "Ist das Gemüt von Sünden befleckt, kann es nur durch die Verbindung mit dem Wort wieder rein werden, die euch der Meister gleich am ersten Tag gibt (wenn Er den Schüler angenommen hat). Zwei Dinge gibt Er euch: Einmal, euch über das Körperbewusstsein erheben zu können, täglich zu sterben; und zweitens, die Verbindung mit dem Wort in euch. Er wäscht alle Sünden der Vergangenheit weg.

Guru Nanak sagt: "Durch Worte allein werden die Menschen nicht zu Heiligen oder Sündern, aber wohin sie auch gehen, werden sie von Taten begleitet. Wie man sät, so erntet man. O Nanak, die Menschen kommen und gehen durch das Rad der Geburten und Tode, wie es durch Seinen Willen bestimmt wurde." Im Schlussteil des "Jap Ji" sagt Er: "Unsere Handlungen, ob gut oder schlecht, werden vor Seinen Richterstuhl gebracht, und unsere eigenen Taten werden uns aufsteigen lassen oder in die Tiefe stoßen." Zwei Wege liegen also vor euch: Der eine ist, aufzusteigen und in die Heimat eures Vaters zurückzukehren, der andere, nach unten zu gehen. Der menschliche Körper ist ein Scheideweg. Ihr könnt den Weg zurück zu Gott gehen oder wiederkommen – das ist alles. Aber den Weg nach oben können wir nur einschlagen, wenn wir das Gesetz von Ursache und Wirkung verstehen und entsprechend handeln. Dann kümmert sich der Meister um die (Folgen) unserer Taten. Dazu kommen wir zu Ihm, und Er handhabt es auf zweierlei Weise: Als erstes ermahnt er uns: "Macht keine Fehler mehr!" Als unser Meister noch lebte, stand manchmal unter Hunderten von Leuten einer auf und sagte: "Ich habe diese Sünde begangen." Unser Meister fragte dann: "Gut, ist einer hier, der die Last dieser Sünde auf sich nehmen kann?" Wer würde das wagen? Keiner. Dann sagte er: "Gut, tu' es nicht wieder. Und halte dich daran."

Gleich am ersten Tag wird uns gesagt: "Führt eure Tagebücher." Ihr seid begünstigt. In den alten Zeiten saßen die Menschen erst jahrelang bei ihrem Meister. Nur wenn die Meister sahen, dass das Gefäß rein war, gaben sie etwas hinein. Heute bekommt ihr gleich am allerersten Tag etwas. Zwei Dinge erhaltet ihr: euch über das Körperbewusstsein erheben zu können und die Verbindung mit Naam in euch. Wenn ihr euch täglich erhebt, werden die äußeren Auswirkungen weniger schmerzhaft sein, ihr werdet "air-conditioned". Auch das Pralabdh-Karma wird euch nicht mehr so berühren wie jetzt – wenn man sich täglich über das Körperbewusstsein erhebt, ändert sich der Blickwinkel. Ist das nicht ein Segen?

Guru Nanak beendet das "Jap Ji" mit den Worten: "Die sich mit dem Wort verbunden haben, deren Mühen werden enden und ihr Antlitz wird voll Glanz erstrahlen. Nicht nur sie werden erlöst sein, o Nanak, sondern viele andere werden mit ihnen die Freiheit finden." – nicht nur einer.

Das ist also notwendig, um uns aus dem Rad des Lebens und des Todes zu erretten. Daher ist es so überaus wichtig, einen Meister zu suchen, der die Kompetenz hat, den sonst endlosen Kreislauf der Geburten und Tode zu beenden, zu seinen Lotusfüßen Zuflucht zu finden und von den zwingenden Einflüssen unserer Taten und Handlungen, die das Gesetz des Karmas bilden, frei zu werden.

Euch wurde von den beiden Wegen der eine gegeben, der der einzige Weg zurück ist. Das heißt, dass ihr eine Verbindung mit Naam oder dem Wort in euch erhieltet. Und es wurde euch auch gezeigt, wie man sich täglich über das Körperbewusstsein erhebt, "sein Kreuz täglich auf sich nimmt". "Die nicht täglich ihr Kreuz auf sich nehmen, sind nicht meine Schüler." Das sagten Christus und alle anderen Meister.

Ihr solltet sehr darauf achten, was ihr denkt. Manchmal sagen wir leichtfertig so viele Dinge, und das zieht eine Wirkung nach sich. Ihr müsst sehr selbstdiszipliniert sein: Denkt zweimal nach, ehe ihr sprecht, und wenn ihr sprecht, denkt nach, ob es anderen nützt oder schadet. Wenn es zu ihrem Besten ist, sprecht es aus; wenn nicht, dann schweigt.

Dies ist also das Gesetz des Karma, das unablässig weiterwirkt, von dem es kein Entkommen gibt, nicht für den gewöhnlichen Menschen und auch nicht für Inkarnationen – sie unterliegen ihm ebenso. Nur durch die Gunst oder Gnade des Meisters werden wir gerettet. Wie ihr wisst, achten auch die Inkarnationen die Meister; die Meister sind ihre Gurus. Lord Krishna hatte seinen Guru, Rishi Ingrish, der ebenfalls genau diesen Weg lehrte; Lord Rama hatte seinen Guru, Vashisht. Ja, zu den Füßen eines Meisters zu sitzen ist ein großer Segen. Er wickelt all eure Handlungen der Vergangenheit ab. Wir müssen nur seine Gebote halten – nicht mehr. Er will dafür keine Gegenleistung von euch, Er freut sich, wenn ihr gerettet seid. Darum hat unser Meister noch im Alter von neunzig Jahren für das Wohlergehen der Menschheit gearbeitet. In früheren Zeiten hätte Er sich ausruhen müssen – heute aber ruhen Sie nicht, Sie machen ohne Unterlass weiter – je mehr gerettet werden, desto besser. Sie arbeiten nach den Anweisungen Gottes.

Nun seht ihr, wie gesegnet ihr seid – wie begünstigt ihr seid! Als erstes habt ihr den menschlichen Körper bekommen, darüber hinaus habt ihr etwas erhalten, das euch vom Kommen und Gehen errettet. Wenn ihr an die Meisterkraft in euch gebunden seid, wohin werdet ihr dann gehen? Warum kommen wir wieder und wieder auf die Erde zurück? Weil wir in der Welt verhaftet sind. Wenn wir wirklich mit der Meisterkraft in uns verbunden sind, wird uns niemand in die Welt zurückbringen – wir werden dahin gehen, wohin Er geht. Das Gesetz des Karma wirkt auf sehr einfache Weise. Begreift ihr nun, wie gesegnet wir sind? Wir erkennen nicht, was für eine große Gnade uns zuteil wurde. Bitte bleibt, wo ihr seid. Ihr müsst eure Tagebücher ganz genau führen und Zeit finden, täglich zu sterben. "Nehmt das Kreuz täglich auf euch." Nur dazusitzen ist nicht genug, erhebt euch täglich über das Körperbewusstsein und kommt damit in Verbindung. Nicht allein hier, sondern auch in den spirituellen Ebenen. Es gibt so viele Ebenen – der Makrokosmos ist im Mikrokosmos.

Auch braucht man weitere Führung. Je mehr ihr den Geboten des Meisters innen und außen ergeben seid, desto eher werdet ihr eure Heimat erreichen. Das ist der eigentliche Sinn, den menschlichen Körper zu haben, dies sagen alle Schriften. Selbst die Rishis der alten Zeit, deren Seelen sich des Glücks höherer Ebenen erfreuten, wählen den menschlichen Körper, wenn sie auf die Erde zurückkehren – weil ihr nur in diesem Körper nach Hause zurückkehren könnt. Wir haben Mitleid mit anderen – warum habt ihr kein Mitleid mit euch selbst und errettet euch vom Rad des Kommens und Gehens? Nächstenliebe fängt bei uns selbst an, nicht wahr? Wenn wir mit uns selbst kein Mitleid haben und uns vor dem Kommen und Gehen nicht retten, wie können wir dann mit anderen Mitleid haben? Habt also Mitleid mit euch selbst – das ist alles, was ich sagen kann.

Ihr habt als goldene Gelegenheit diesen menschlichen Körper erhalten. Aber wenn sie einmal aus euren Händen gleitet? Kabir sagt: "Wer weiß, wann ihr diesen menschlichen Körper wieder erhaltet und in der Lage seid, diese Arbeit zu tun." Das sollte man sich in aller Ruhe überlegen. Wenn ihr alles genau befolgt, könnt ihr sicher sein, zu Gott zu gelangen. Ihr müsst nicht (in diese Welt) zurückkehren. Wenn ihr unter der Führung eines Meisters seid, kann kein Gerichtsherr über euch urteilen – es ist der Meister, der alle Karmas in seine Hand nimmt, um euch zu bestrafen oder zu erretten. Diese Kraft hat Gott in seine Hand gegeben – auch Christus besitzt sie, und alle anderen Meister sagen dasselbe. Sie sind Gott in Ihnen; sie sind das fleischgewordene Wort.

Ich hoffe, ihr habt verstanden, was ich über dieses Gesetzt des Karmas gesagt habe. Versucht es. Darum sagen alle großen Menschen: "Denkt zweimal nach,bevor ihr sprecht." Guru Arjan sagt: "Hütet euch vor den Sünden, die ihr unbewusst begeht." Durch leichtfertiges Reden kommen so viele Dinge auf. Sprecht nur, wenn es nötig ist. Hört auf, leichtfertig zu reden. Achtet auch darauf, ob das, was ihr sagt, für jemanden etwas Gutes bewirkt oder jemanden schadet. Dann, glaube ich, werdet ihre euch davor fürchten, wieviele Saaten ihr säen könnt.

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