Auszug aus einem Vortrag, von Sant Kirpal Singh in Vancouver am 10. November 1972
Liebe Brüder und Schwestern,
wenn Meister in die Welt kommen, kommen sie, um in uns Liebe zu Gott zu entwickeln. Wenn sie den Schauplatz der Welt verlassen, entstehen Gemeinschaften, deren Hauptanliegen es ist, dass viele Menschen von ihnen profitieren mögen, indem Menschen der Praxis anderen zeigen, wie man Gott lieben kann. Was ist der Sinn, dass wir uns irgendeiner Religion anschließen? Wir sollten Gott lieben. Er ist der Schöpfer der ganzen Schöpfung, des ganzen Universums, und Er wohnt in jedem Herzen. Aber Er offenbart sich auch manchmal, hier oder dort, und wo Er offenbar ist, wird Er das fleischgewordene Wort genannt. Solange sie (die Meister) unter uns sind, fließen sie über mit der Liebe Gottes, und auch durch ihre Ausstrahlung erhalten wir etwas, mit dem wir beginnen können. Sie zeigen uns auch, wie man mit Gott in Verbindung kommen und Ihn lieben kann.
Ihr werdet finden, dass es so viele Religionen gibt. Wir folgen so vielen Religionen, sie alle lieben und verehren Gott. Aber Gott ist ein und derselbe. Es ist nicht so, dass die Hindus einen anderen Gott haben, die Christen einen anderen Gott haben und die Mohammedaner einen anderen Gott haben. Gott ist ein und derselbe, und diesen Einen lieben wir. Das lehrten uns alle Meister der Vergangenheit. In allen Religionen gibt es tausende von Menschen, seht ihr? Ihr Hauptanliegen ist es, Gott zu erkennen. So sind wir alle Liebende und Ergebene einer höheren Kraft, die mit so vielen Namen benannt wurde, und wie ich euch gestern erklärte, haben wir Gott diese Namen gegeben. So gibt es tausende von Liebenden, aber der Geliebte ist Einer für alle. Ist es nicht so? Haben die Christen einen anderen Gott, den sie lieben, und haben andere wieder einen anderen? Nein! Es gibt nur einen Gott.
Er, nach dem wir Sehnsucht haben, ist der Geliebte der ganzen Welt und der eine Gott für alle Menschen. Er ist nicht ein besonderer Gott für die eine oder andere Religion, Er ist kein Monopol der einen oder anderen Sekte oder Religion. Er ist (der Eine) für alle und wir sind vom selben Wesen wie Gott und müssen mit Ihm eins werden. Offen gesagt, seit wir von Ihm getrennt wurden, haben wir Ihn vergessen. Denn wir befinden uns in einer großen Täuschung, wie ich euch gestern erklärte. Gott ist also einer für alle Menschen, für die ganze Schöpfung, und alle Ergebenen haben den Wunsch, dem einen selben Gott zu begegnen, ist es nicht so? Die, die wirklich nach Ihm verlangen, die wirklich Sehnsucht nach Ihm haben, sind, ehrlich gesagt, Seine wahren Verwandten. So sind die, die Gott lieben, durch eine wahre Verwandtschaft in Gott verbunden. Ist es nicht so? Und der, der uns von Ihm, ich meine von Gott, erzählt, ist wahrlich unser Bruder und unser Freund. So bringt Er uns in eine solche Verbindung mit Gott: Er vereint uns mit Gott und verbindet uns in einer solchen Verwandtschaft, die weder in dieser Welt noch im Jenseits zerbrochen werden kann.
Wie können wir von einer solchen Meisterseele, einem Eingeweihten, dem fleischgewordenen Wort, den besten Nutzen erhalten? In jeder Meisterseele finden wir eines: Wir sehen in jeder Meisterseele die große Hingabe an seinen Guru und ohne diese Hingabe kann niemand die Verwirklichung erlangen, versteht ihr? Denn der Meister hat Gott gesehen, und wir haben Gott noch nicht gesehen. Wir können nur dann Hingabe an Gott haben, wenn wir Ihn sehen, und bis es so weit ist, dass wir Ihn sehen, sehen wir das fleischgewordene Wort vor uns. So sagte Christus zu seinen Anhängern: "Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der wird viel Frucht tragen, denn ohne mich könnt ihr nichts tun." Sind die Zweige eines Obstbaumes mit dem Baum verbunden, können sie Früchte hervorbringen. Wenn sie aber abgeschnitten werden, was dann? Sie können keine Frucht mehr tragen. Worum geht es? Gott ist in Ihm offenbar, und wenn ihr mit Ihm verbunden seid, was wird dann natürlich geschehen? Liebe wird durch euch überfließen. Die, die nicht mit dem Meister eins sind, haben nicht diesen besonderen Vorzug. So kann ein Ergebener – ehrlich gesagt – nichts ohne den Guru tun, so wie ein neugeborenes Kind ohne seine Mutter hilflos ist. Es braucht Milch – und es ist die Mutter, die ihm Milch gibt. Das bedeutet: Solange man nicht wirklich mit seinem Guru oder Meister verbunden ist, kann man nicht Sein Ergebener sein, und mehr noch – man kann auch kein wahrer Ergebener des Herrn werden.
Wenn wir auch Gott nicht sehen, so sehen wir doch Widerspiegelungen von Ihm im Meister, im Guru. Und auch wir spiegeln etwas wider, wenn wir Ihn sehen. Zum Beispiel: Ein starker Mensch erfreut sich seiner Stärke. Wir haben die Stärke selbst nicht gesehen, aber den Menschen, der diese Stärke in sich entwickelt hat, den sehen wir. Der Ringkämpfer strahlt diese Stärke aus, seht ihr? Der Guru geht also Gott voraus, denn wir haben Gott noch nicht gesehen, und wir müssen so subtil, so fein werden, wie Er ist. Er ist das Allersubtilste, und erst wenn wir so subtil werden, wie Er es ist, können wir Gott erkennen, Gott sehen. ...
Unsere Augen sind physisch. In der Luft (seht ihr nichts), denn die Luft ist ganz subtil und unsere Augen sind materiell, ihr seht nichts in der Atmosphäre. Entweder müssen unsere Augen so fein wie die Luft werden oder das, was in der Atmosphäre ist, muss so stark vergrößert werden, dass es dem Auflösungsvermögen unserer Augen entspricht. Erst dann können wir es sehen. Ist es nicht so? Nehmen wir das Beispiel eines Mikroskops: Wenn ihr durch ein Mikroskop schaut, wird alles um das 700fache vergrößert. Wenn ihr hindurchseht, findet ihr, dass die Atmosphäre voll winziger Mikroben ist. Sie existieren bereits jetzt, aber wir sehen sie nicht. Unsere Augen haben nicht die Fähigkeit entwickelt, diese feinen Lebensformen wahrzunehmen. So ist auch Gott so fein – das Allersubtilste. Wenn Er uns auf diese Ebene, so hoch wie Er ist, erhebt, nur dann sind wir fähig, Ihn zu sehen, vorher nicht. Nun ist der Mensch aber nicht (auf einer so hohen Ebene) wie Gott, was ist deshalb sein erster Schritt? Der Guru geht Gott voraus, denn Gott offenbart sich im Guru. Von der Ebene des Menschen aus kommt Er vor Gott. Wer steht uns also von der Ebene des Menschen aus näher? Im Guru ist Gott offenbar – so fühlen wir uns natürlich zum Guru hingezogen – Er ist auch in uns, aber in uns ist Er nicht offenbar.
Gott sendet solche Meister, in denen Er sich selbst offenbart, zur Führung derer, in denen Er nicht offenbar ist. So jemand ist ein Gottmensch, Gott plus Mensch, denn Gott ist in Ihm offenbar. Wenn ein Schüler wirklich zum "Guruman" (jemand, der eins ist mit dem Meister) wird, wird er auch zum Gottmenschen. Könnt ihr mir folgen? So ist der Gottmensch Gott plus Mensch, Gott im Menschen oder Mensch in Gott. Wenn der Schüler zu einem Guruman wird, wird er natürlich zu einem Gottmenschen.
Nun, wie kann man über etwas meditieren, solange man es nicht gesehen hat? Wie kann ein Mensch seine ganze Aufmerksamkeit auf etwas richten, das er nicht gesehen hat? Das Wichtigste also ist: Hingabe an den Guru – das ist äußerst notwendig. Das ist der erste Schritt: "Gurubhakti", Hingabe an den Guru. Der Guru ist Gott im Menschen, der offenbarte Gott im Menschen, das fleischgewordene Wort. Das müsst ihr also als Erstes entwickeln.
Denkt daran: Wer ist der Guru oder Meister? Der Guru ist nicht der Körper, denkt daran. Der Guru ist der offenbarte Gott in Ihm, das fleischgewordene Wort. Guru Nanak wurde gefragt: "Wer ist Dein Guru?" Er sagte: "Shabd Guru – mein Guru ist Shabd." Wisst ihr, was man mit Shabd bezeichnet? Gott ist Ashabd. Als Er sich zum Ausdruck brachte, wurde das Shabd genannt. Shabd ist die Grundursache der ganzen Schöpfung. Gott ist "Wortlos". Als Er ins Sein kam, Sich zum Ausdruck brachte, Sich manifestierte, wurde dies das Wort genannt. "Am Anfang war das Wort, das Wort war bei Gott. Und das Wort war Gott, und die ganze Schöpfung kam dadurch ins Sein." Was ist also das fleischgewordene Wort? Es kommt in erster Linie, um den Menschen Führung zu geben: "Er ist ‘das Wort’ in euch." Er kann dieses Wort, das jetzt noch nicht (in uns) offenbart ist, in jedem Menschen offenbaren. Was ist also der erste Schritt? Der Guru geht Gott voraus. Denn Gott ist im Guru offenbar. Von der Ebene des Menschen aus gesehen, kommt der Guru vor Gott. Er ist der Gottmensch – Gott plus Mensch. Wenn ein Schüler zu einem wahren "Guruman" wird, wird auch er zu einem Gottmenschen.
Wie kann man über Ihn meditieren, solange man Ihn nicht gesehen hat? Wie kann ein Mensch seine ganze Aufmerksamkeit auf etwas richten, das er nicht gesehen hat? Könnt ihr an etwas denken, das ihr nicht gesehen habt? Die Leute sagen, sie meditieren über Gott. Welchen Gott? Einen Gott, den ihr nicht gesehen habt? Wie könnt ihr über Ihn meditieren ohne Ihn zu sehen? So kommen die Meister, um dieses Wort in euch zu offenbaren.
Der äußere Ausdruck der Seele ist Aufmerksamkeit. Jetzt ist sie mit dem Körper und allem Äußeren so sehr identifiziert, dass wir uns selbst vergessen haben, und uns selbst nicht mehr vom Körper oder der Welt differenzieren können. Was tut der Meister oder Guru? Er zieht unsere Aufmerksamkeit von allem Äußeren und vom Körper unten zurück, Er erhebt uns zur Augenhöhe, wo sich der Sitz der Seele im Körper befindet, und von wo wir dem Körper darunter Leben geben. Auf diese Weise hilft Er euch, seht ihr. Diese Kraft ist der Guru, das fleischgewordene Wort.
Kabir wurde gefragt: "Wo ist dein Guru?" Er antwortete: "Mein Guru ist oberhalb der Augen, dort kann man Ihn sehen, nicht vorher." So ist Er also nicht der Körper, Er ist im Körper offenbart. Das Wichtigste ist also: Der Guru ist jene Kraft, welche sich in einem menschlichen Pol offenbart, und als solche wird Er weder geboren noch stirbt Er. Der Körper vergeht – die eine Glühbirne ist ausgebrannt, eine andere wird eingesetzt – das Leben in Ihm ist der Guru. Das ist eine sehr subtile Sache, die wir genau verstehen müssen. Alle Meister haben einen Körper angenommen und ihn dann wieder verlassen, und das gleiche müssen auch wir tun. Der Guru ist also nicht der Körper und der Schüler ist nicht der Körper. Der Schüler ist ein bewusstes Wesen, ein Tropfen aus dem Meer allen Bewusstseins, und im Guru ist dieses Bewusstsein offenbar, und diese Kraft, die durch die physische Gestalt wirkt, stirbt niemals.
"Brahm" (die Gotteskraft) spricht also durch den Körper – was kann Brahm ohne den Körper sagen? Wir befinden uns auf der menschlichen Ebene. Würde Gott von oben, von den höheren Ebenen sprechen, würdet ihr Ihm irgendetwas glauben? Er besteht aus dem Wort, Er braucht einen Körper, durch den Er wirken kann, um denen Führung zu geben, die einen Körper haben. Aber wir haben auch Achtung für den Pol, durch den Er sich offenbart – wir nennen Ihn Guru. Die Schriften erläutern, was der Guru im Menschen ist. Als solchen respektieren wir Ihn. Genauso ist sich der Guru bewusst, dass diese Kraft in Ihm der Guru ist. Niemals hat ein Meister je gesagt: "Ich bin der Guru." Er sagt: "Gott ist der Guru, Gott handelt, mein Meister handelt." So wird der Pol, durch den Er sich offenbart, ebenfalls Guru genannt, weil Er sich dort offenbart.
Hingabe fängt notwendigerweise im Körper an. Wie könnt ihr Hingabe für jemanden haben, den ihr nicht gesehen habt? Hier ist eine Glühbirne, ihr seht Licht. Wenn keine Glühbirne da ist, was dann? Könnt ihr dann Liebe und Hingabe für das Licht haben? Nein. Meine Aufgabe ist es, euch dies klar zu machen: Diese Kraft strahlt durch den Guru aus, sie wirkt durch Ihn. Ihr wisst, die Augen sind die Fenster der Seele, durch sie blickt unsere Seele nach außen. In den Augen des Meisters sehen wir Sein Leben und darüber hinaus einen Schimmer von dem, was in Ihm offenbart ist. Schaut in Seine Augen! In welcher Farbe auch immer die Seele dahinter gefärbt ist – dies gilt auch für den gewöhnlichen Menschen – das, was in ihm ist, wird ausgestrahlt. Wenn ein Mensch voller Begierde ist – entschuldigt – strahlt er Begierde aus. Wenn er liebevoll ist, strahlt er Liebe aus. Wenn er ärgerlich ist, strahlt er Ärger aus. Ein Mensch spricht aus der Überfülle seines Herzens. Die Augen sind die Fenster der Seele, durch die die Seele nach draußen blickt. Wenn eine Seele von Gott berauscht ist, dann wird natürlich diese Berauschung ausstrahlen. Diese kurzen Blicke des Meisters erheben euch, damit ihr verstehen könnt, dass es eine höhere Kraft gibt. Das erhebt euch auf eine höhere Ebene. Unser Meister sagte immer, wenn wir ihm unseren Respekt bezeugten, indem wir uns zu seinen Füßen neigten: "Nein, was ist dort unten. Ich bin hier oben. Schaut mich an!"
Nun, es gibt zwei Aspekte: Einen Meister nur zu sehen (genügt nicht). Jeder kann einen Meister sehen. Es kamen schon so viele Meister in die Welt. Ihr wisst, wie die Menschen sie behandelt haben. Man achtete sie nicht. Selbst Christus wurde von einem seiner Schüler verraten, auch er hatte Christus gesehen. So kamen viele Meister, aber es gab nur wenige Menschen, die den vollen Nutzen aus ihrer Gegenwart ziehen konnten. Sehen allein genügt nicht. Mit Sehen ist gemeint, schaut einfach in die Augen, von denen dieses Licht ausstrahlt, das wird eure Seele erheben. Ihr werdet euch anstecken. Der eine begegnet Ihm einfach nur, der andere identifiziert sich selbst mit Ihm. Wir sind Seele, die sich mit der Seele, die durch die Augen des Meisters ausstrahlt, identifizieren sollte. Es heißt: "Wenn ihr in die Augen des Anderen (des Meisters) schaut, wird diese höhere, berauschende Ausstrahlung euch erheben, und alle eure Sünden werden weggewaschen."
Die Bedeutung des Gurus ist: Wie ich euch bereits sagte, kann sich Gott nicht ohne einen Körper offenbaren, um andere zu lehren, die im Körper sind. Er muss durch einen Körper wirken und diese Kraft, die sich in Ihm offenbart, strahlt durch die Augen. Wisst ihr, was Darshan bedeutet? Ausstrahlung. Schaut in die Augen, die diese Göttlichkeit oder diese Gottberauschung, in die die Seele eingetaucht ist, ausstrahlen. Das ist der Grund, weshalb ich sage: Ein Drittel lernen wir durch gesprochene Worte und zwei Drittel durch Empfänglichkeit. Das entwickelt sich nur, wenn ihr vollkommene Liebe und Hingabe für den Meister habt und wenn nichts mehr zwischen euch und Ihm steht. Was werdet ihr erlangen, wenn ihr den Meister als den Körper betrachtet? Deshalb sagt Kabir: "Wer den Meister als den Körper betrachtet, wird in die niederen Bereiche gehen." ...
So wurde von allen Meistern, die bis jetzt kamen, der Hingabe an den Guru große Bedeutung beigemessen. Das ist der erste Schritt, um die (restlichen) zwei Drittel der Lehre zu erhalten, die sie uns bringen. Christus lehrte dasselbe. Ich zitierte euch bereits: "Ich bin der Weinstock. Ihr seid die Reben. Wenn die Zweige mit dem Weinstock verbunden sind, bringen sie viel Frucht." So sagt er: "Ohne mich könnt ihr nichts tun." Beachtet diese Worte! Alle Meister sagten das. Auch der heilige Paulus wiederholt das, wenn er sagt: "Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir." Zwei werden eins. Wie ich schon sagte: Der Gottmensch ist ein Mensch, der in Gott ist, Mensch plus Gott oder Gott plus Mensch. Wenn ihr ein Guruman werdet, dann? Ihr werdet ein Gottmensch! Wenn hier ein Spiegel ist, in dem sich das Licht spiegelt, mögt ihr den Spiegel nicht sehen, aber ihr seht das Licht. Wenn ihr das Licht sehen könnt, dann zieht den vollen Nutzen aus diesem Licht. Versucht dem zu folgen, was ich euch hier darlege. Es ist etwas Praktisches.
Warum betonen alle Meister die Hingabe an den Meister? Hafiz erklärte, dass sein Herz so sehr vom Geliebten erfüllt sei, dass der Gedanke an sein eigenes Sein vollkommen verschwunden ist. Er sagt: "Mein Selbst ist so sehr vom Guru durchtränkt, dass ich vergessen habe, wer ich bin. Ich sehe, dass Er es ist." – "Nicht mehr ich bin es, sondern Christus lebt in mir." Das ist der erste Schritt, um den vollen Nutzen vom Guru zu erhalten. Er ist ein Gottmensch. Wenn ihr zum Guruman werdet, dann? – Ihr werdet ganz automatisch ein Gottmensch. ... Er sagt in persischer Sprache: "Ich bin der Körper, ich mag der Körper sein, Du bist mein Leben geworden. Niemand sollte danach sagen können, dass Du und ich zwei waren." Dies sind die Dinge, die uns die Meister vermitteln, damit wir in der Lage sind, den vollen Nutzen aus ihrer Gemeinschaft zu ziehen. Einfach den Anweisungen zu folgen, das ist der erste Schritt. Dadurch erhaltet ihr ein Drittel. Die (weiteren) zwei Drittel erhaltet ihr erst, wenn ihr Empfänglichkeit entwickelt. Wenn ihr fühlt: Du bist es, nicht ich. Ihr fühlt, Er ist gegenwärtig.
So sagen alle Meister dasselbe mit unterschiedlichen Worten, sie drücken es verschieden aus. Es gibt einen anderen Ausspruch von Hafiz: "Ich wurde mit meinem Freund, meinem Guru, veredelt." Veredeln – wisst ihr, was man unter Veredeln versteht? Wenn der Zweig eines Baumes in einem anderen Baum "eingepflanzt" wird, dann werden es die Früchte des anderen Baumes sein (auf den der Zweig aufgepflanzt wurde), aber der Duft und der Geschmack der Früchte werden vom Mutterbaum sein (von dem der Zweig abgeschnitten wurde). Dies sind sehr subtile Punkte. Versucht zu verstehen, warum die Meister die Hingabe an den Guru an erste Stelle setzten, damit man den vollen Nutzen von Gott erhält. So sagt Hafiz: "Ich wurde mit meinem Guru veredelt." Wenn ihr einen Zweig auf einen anderen aufpflanzt, was geschieht? Die Früchte des (Baumes), der veredelt wurde, scheinen die gleichen zu sein, aber ihre Farbe und ihr Aroma sind wie vom Mutterbaum. Nicht wahr? Heutzutage ist das Veredeln bei verschiedenen Bäumen sehr verbreitet. Wenn jemand mit dem Guru veredelt wurde, gibt es keine Furcht mehr, vor nichts. Von da an gibt es keine Geburt, keinen Tod, kein Kommen und Gehen in der Schöpfung. Denn der Guru stirbt nicht. "Er wird euch nicht verlassen bis ans Ende der Welt." Er ist nicht der Körper. Wir betrachten Ihn als Körper; um zu beginnen, ist das ein erster Schritt. Aber solange ihr euch nicht in Ihm verliert oder Er in euch aufgeht, Er sich in euch offenbart, und ihr selbst nicht mehr existiert und ihr fühlt: "Ich bin es, aber nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir." Seid ihr so weit fortgeschritten, um zu verstehen, was gemeint ist? Dies sind sehr subtile Dinge, die man begreifen muss, und die von allen Meistern der Vergangenheit dargelegt wurden.
Ihr werdet finden, dass es für jemand, der in den Nektar des Lebens eingetaucht ist, keine Täuschung und keine negative Kraft gibt. Was ist der Gottmensch? Er ist der Nektar des Lebens, Er ist das Brot des Lebens. Er ist der Nektar – ich möchte sagen – von Naam, dem Wort. Einmal geschah es, dass Ramakrishna vor einem mit Honig gefüllten Teller saß. Er fragte Vivekananda: "Schau her, wenn du eine Biene wärst, wo würdest du anfangen, den Honig zu essen?" Er sagte: "Ich würde am Rand anfangen." – "Warum?" – "Damit meine Flügel nicht verkleben würden, sodass ich sterben müsste." Daraufhin antwortete Ramakrishna: "Nun, es ist ein Ozean der Unsterblichkeit, stürze dich kopfüber in ihn hinein!"
Was wird der Guru also tun? Versucht mir in diesem Punkt zu folgen. Der Guru ist nicht der Körper. Diese Kraft manifestiert sich im Guru, und Er, der in Ihm manifestiert ist, zieht eure ganze Aufmerksamkeit von außen zurück und verbindet euch damit. Stürzt euch also kopfüber hinein! Für den, der das getan hat, gibt es keine Furcht mehr vor dem Tod. Wer den Guru kennt, wird zum Guru, ganz sicher. ... (Von einem selbst) bleibt nichts mehr. ... Nun, was ist das Kennzeichen dafür? Wenn ein Mensch so geworden ist, dann ist er mit dem Guru veredelt. Ich nenne euch ein Kennzeichen: Stellt dem Guru eine Frage und stellt dieselbe Frage dem Schüler, selbst wenn sie hunderte von Meilen voneinander entfernt leben – er (der Schüler) wird mit denselben Worten antworten. …
Sie sind einer in zwei und zwei in einem. Das ist es, was man unter einem Gurumukh versteht. Solche Menschen werden von Gott ausgewählt, um alle diese Arbeit weiterzuführen. Alle Meister sagen also dasselbe, seht ihr. So ist Hingabe an den Guru der erste Schritt, und wer mit Ihm eins wird, wird eins mit dem Herrn. Denn der, mit dem ihr eins werdet, ist eins mit Gott, und so seid ihr natürlich eins mit Gott. Das ist der einfachste Weg, um Gott zu erkennen. Der allereinfachste!
Lenkt also euer Augenmerk auf diesen Punkt, versteht diese Dinge. (Ich gebe euch folgendes Beispiel) um es besser zu erklären: Maler besuchten ein fremdes Land und stellten sich dem König dieses Landes vor (und sagten): "Wir beherrschen die Malerei, wir sind Experten auf diesem Gebiet, gebt uns Gelegenheit, unsere Malkunst zu zeigen." Der König stellte ihnen eine Seite in einer großen Halle zur Verfügung: "Auf dieser Seite könnt ihr arbeiten." Nun kamen auch die Maler des eigenen Landes: "Wir beherrschen diese Kunst auch. Würdet Ihr uns freundlicherweise eine Wand zur Verfügung stellen, um unsere Kunst zu zeigen?" – "Einverstanden." In der Mitte der Halle wurde eine Zwischenwand aufgestellt, sodass sie einander nicht sehen konnten. Bei einem Wettbewerb wird natürlich keiner dem anderen erlauben, ihm bei der Arbeit zuzusehen, da der andere es sonst kopieren könnte. Jeder begann also mit der Arbeit auf seine Weise. Der König besuchte sie hin und wieder und sah, dass die Maler aus dem fremden Land jeden Tag arbeiteten. Die Leute auf der anderen Seite taten gar nichts. Als nach einem Monat das Gemälde (der ausländischen Maler) fertig war, luden sie den König ein: "Unser Kunstwerk ist fertig, würden Sie so gnädig sein zu kommen, um es zu besichtigen?" Als er kam, war er voller Verwunderung über das bezaubernde Gemälde, es war ganz unglaublich. Dann baten ihn auch die anderen: "Seien Sie so gnädig, auch unser Werk zu betrachten." Als die Zwischenwand beseitigt wurde, sah der König zu seinem großen Erstaunen, zu seiner großen Überraschung, genau dasselbe Gemälde wie auf der anderen Wand. Dabei hatte er diese Maler den ganzen Monat lang nicht arbeiten sehen. Und darüber hinaus, waren hier auch die kleinen Unebenheiten, die im anderen Gemälde da und dort zu sehen waren, nicht vorhanden. Der König fragte sie: "Was habt ihr gemacht?" Sie sagten: "Wir haben nichts getan, als einige Tage lang die Wand poliert, sodass sie spiegelt."
Versteht ihr, was mit einem Guruman gemeint ist? Kein anderer Gedanke, als nur der an den Guru, bleibt bestehen, sonst nichts mehr. Alle Gedanken sind "wegpoliert". Das versteht man unter Guruman. Deshalb sagte ich euch bereits, dass zwei Drittel, nicht nur zwei Drittel, sondern alles, würde ich sagen, was im Guru ist, in euch widergespiegelt wird, wenn ihr zum Gurumukh werdet. Gurumukh bedeutet, das Sprachrohr des Meisters zu werden, und der Gottmensch ist das Sprachrohr Gottes.
Jetzt werde ich euch etwas aus den originalen Aussagen der Meister zitieren. Die Worte der Meister wurden uns zu unserer Führung gegeben. Wie können wir die Führung eines solchen Meisters erhalten? Wie können wir Ihn finden? Das möchte jeder. Kabir gibt darauf folgende Antwort: "Der Guru erscheint, wenn der ‘Chela’ (der Schüler) bereit ist." Und was heißt bereit sein? Eine Sache ist, man sollte (die Demut haben) zu Füßen von jemandem zu sitzen, und wenn man wirklich einen Meister möchte, sollte man keine Show machen. Wenn man nichts erhalten hat, sollte man das offen zugeben: "Ich habe nichts erhalten." Lasst nicht zu, dass andere irregeführt werden. Man muss wahr zu sich selbst sein. Habt ihr einen Guru gefunden, Gott gefunden? Wenn nicht, dann sagt: "Nein." Das ist das Erste.
Wir behaupten, etwas zu haben, und haben es gar nicht. Das sollte vermieden werden. Wir sollten uns auch nicht brüsten, dass wir so viel wissen, dieses und jenes. Gott sieht euer Inneres, wer ihr seid und was ihr seid. Und darüber hinaus muss man – wie soll ich es sagen – die Demut haben, zu jemandem (zu einem Meister) hinzugehen. Im Allgemeinen werden Menschen, die überheblich sind durch Wissen, äußeres Wissen, nicht den Mut haben, zu jemandem hinzugehen: "O ich weiß so viel, warum sollte ich zu ihm gehen?" Jene, die sehr reich sind, kümmern sich auch nicht darum. Wir können solche Leute in unsere Wohnung einladen. Die, die an der Macht sind, sagen auch: "Wir können das alles, warum sollten wir all das tun?" Wir brauchen Demut, nur dann werden wir zu (jemandem) gehen.
Was sollten wir also tun, wenn wir wirklich nach Gott verlangen? Was sollten wir tun? Was ihr wisst, das wisst ihr. Geht zu Ihm, hört Ihm zu, was Er sagt! Er nimmt euch von eurem Wissen nichts weg! Hört einfach zu, was Er sagt. Es könnte sein, dass Er etwas anderes zu sagen hat, als das, was ihr schon wisst. Wenn ein Glas unter den Wasserhahn gehalten wird, dann wird es natürlich mit Wasser gefüllt. Wenn ihr es aber über den Wasserhahn haltet, wie kann es dann gefüllt werden? Wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, kann natürlich jeder den vollen Nutzen erhalten. Wir müssen sehen, was in unserem Herzen ist. Was wollen wir wirklich? Wir sagen: "Wenn wir zur Zeit Christi oder zur Zeit von Guru Nanak oder dem und dem gelebt hätten, hätten wir es getan. Wie können wir (heutzutage) diese Dinge erhalten?" Die Meister sagen: "Ihr müsst wahr zu dem sein, was in eurem Herzen ist." Wollt ihr es wirklich? Dann werdet ihr es ganz sicher erhalten. "Der Guru erscheint, wenn der Schüler bereit ist."
Wo ist Gott? Gott wohnt auch in diesem menschlichen Körper, Er kontrolliert uns darin. Er sieht, was wir wirklich wollen. Er sieht, in welche Richtung unser Gemüt wirklich tendiert. Wenn Er sieht: "Das Kind hat Sehnsucht nach mir, es kann nicht ohne mich leben", dann trifft Er Vorkehrungen, um es dorthin zu bringen, wo Er sich offenbart hat. Wie kann ein Blinder jemanden fangen, der sehen kann? Es ist allein Gott, der auf die eine oder andere Weise Vorkehrungen trifft, um den, der Sehnsucht nach Ihm hat, mit (sich) in Verbindung zu bringen, um Gott, der bereits in ihm ist, zu offenbaren, um uns einen Beweis davon zu geben. Guru Ram Das betete: "O Gott, führe mich zu einem solchen Guru, zu einem solchen Meister, der ein ‘Paras’ ist." Paras ist ein Stein, der jedes Metall, das er berührt, in Gold verwandelt. "O Gott, bring uns in Verbindung mit einem solchen Guru, durch den wir, wenn wir mit Ihm in Verbindung kommen, zu Gold werden können."
Wisst ihr, welches Gebet erhört wird, von Gott erhört wird? Wenn euer Herz, euer Verstand und das, was ihr sprecht, übereinstimmen. Wenn ihr das aussprecht, was ihr im Herzen habt, und es mit dem übereinstimmt, was ihr denkt, dann ist es wahr. Wenn diese drei Dinge übereinstimmen, dann ist das ein wahres Gebet. So betete Guru Ram Das und er sagte: "Mein Gebet wurde erhört." Und was geschah? "Ich begegnete einem solchen Guru, der mich nicht nur in Gold verwandelte, sondern der mich zu dem machte, was Er selbst ist – ein Paras." Ein Paras ist ein Stein, der alle Metalle, die mit ihm in Berührung kommen, in Gold verwandelt. "Er verwandelte mich nicht in Gold, sondern Er verwandelte mich selbst in diesen besonderen Stein. Was war ich vorher? Ich war nur Rost, ich war noch nicht einmal Metall."
Gott gewährt euch das, was ihr euch wirklich von Herzen wünscht. Sogar heute. ... Im Allgemeinen sind wir nach den Freuden dieser Welt oder denen der anderen Welt aus, den Freuden des Himmels, von Swarg, von Baikunth, (es gibt) so viele höhere Ebenen. Aber ein Mensch (der wirklich Gott sucht) möchte nichts, außer Gott zu begegnen. Gott zu sehen, ist die vorherrschende Leidenschaft in ihm. Solche Menschen wollen von Gott nicht einmal die Erlösung. Sie möchten die göttliche Glückseligkeit, den Anblick Gottes.
Einmal geschah es, dass Lord Krishna einige Zeit von den Gopies getrennt war. Als er einige Zeit fortging, litten sie sehr an dieser Trennung, weinten und klagten. Lord Krishna schickte seinen ergebenen Schüler, Uddho: "Geh zu ihnen und sag ihnen: ‚Gott ist in euch.‘" Das Wort Krishna – es kommt von der Wurzel "kiri". Kiri heißt "der, der Seele nahe ist", Gott. "Gott wohnt auch in euch. Er ist die kontrollierende Kraft in euch. Warum leidet ihr so sehr unter der Trennung und weint?" Er ging und erklärte ihnen all das. Er hielt den Gopies einen sehr schönen Vortrag. Sie sagten: "Schau her, Uddho, was du sagst, ist schön und gut. Aber jetzt sag uns – trotz all dem sind unsere Augen hungrig, hungrig danach, das gnadenvolle Antlitz von Lord Krishna zu sehen. Gibt es ein Heilmittel dafür? Wird all das Reden uns helfen?" Gott muss zu denen kommen, die wirklich Sehnsucht nach Ihm haben. Er trifft Vorkehrungen, sie dorthin zu bringen, wo Er sich offenbart hat.
Was ist unser Zustand? Wir befinden uns in einer großen Täuschung. Diese Täuschung beginnt mit dem Körper. Weil wir diesen Körper haben, haben wir uns damit identifiziert. Wir wirken auf der Ebene des Körpers – darin liegt die große Täuschung. Der Körper besteht aus Materie, die sich mit jedem Moment unseres Lebens verändert, und die Welt um uns herum besteht ebenfalls aus Materie, die sich mit derselben Geschwindigkeit verändert wie unser Körper. Weil wir uns mit dem Körper identifiziert haben, erscheint uns alles gleichbleibend. Das ist die große Täuschung. Jeder unterliegt dieser Täuschung, ob gebildet oder ungebildet – beide. Wenn ihr eine Hütte betretet, die voller Rauch ist, was wird passieren? Der Rauch zieht in eure Kleider ein, sie werden rauchig und schwarz. Das ist unser Zustand.
Solange wir uns nicht über das Körperbewusstsein erheben, können wir dieser ganzen äußeren Täuschung, die mit dem Körper selbst beginnt, nicht entkommen. Aber wer wirklich Gott sucht, begegnet dem Guru. Was tut der Guru? Er holt ihn aus der "Box" dieses Körpers heraus. Diese (äußeren) Dinge vermitteln uns Eindrücke durch die Augen, durch die Ohren, durch die Nase, durch den Mund und durch die Haut. Alle diese Eindrücke kommen von außen, seht ihr. Solange man sich nicht über diese Ebene erhebt, kann man diesen Eindrücken nicht entkommen. So ist der erste Schritt des Gurus, uns aus der Box dieses menschlichen Körpers herauszuholen, uns eine Erfahrung zu geben, das Einzelauge, im Innern, zu öffnen, damit wir das Licht Gottes sehen. Wenn ihr euch über die Ebene der nach außen gehenden Sinne erhebt, dann werden diese äußeren Eindrücke natürlich keine Auswirkung mehr auf euch haben. Wer dem Guru begegnet ist und nach dem lebt, was Er sagt, entkommt all dem. Ein Meister sagte: "O Gott – sieh – du hast uns auf eine Planke gesetzt und diese der Strömung des Flusses ausgesetzt, und dann sagst du: ‚Passt auf, dass eure Kleider nicht nass werden!‘ Wie können sie nicht nass werden?" Wir sitzen auf einer Planke und treiben mit dem Wasser stromabwärts, natürlich werden wir davon betroffen sein. Die einzige Möglichkeit, den äußeren Einflüssen zu entgehen, besteht darin, sich über das Körperbewusstsein zu erheben. Das ist der allerwichtigste, der erste Schritt in der Spiritualität.
Wo die Philosophien der Welt enden, beginnt die Religion. Religion heißt: "re" bedeutet "zurück", "ligio" bedeutet "verbinden" (die Seele wieder mit Gott zu verbinden). Er sagt: "Es gibt solche Menschen in der Welt." – Enten leben im Wasser, aber wenn sie hochfliegen, sind sie ganz trocken. – "(Solche Menschen) leben in der Welt und sind doch nicht von der Welt." Sie stehen darüber. Ihr Boot des Lebens ist im Wasser, aber das Wasser des Flusses ist nicht im Boot. Das ist der Unterschied. Und das ist es, was ein wahrer Schüler vom Meister erhält. So sagt Kabir: "Denkt erst dann, dass ihr dem Meister wirklich begegnet seid und Ihm folgt, wenn ihr alle Bindungen (an die Welt) verliert, wenn alle körperlichen Leiden euch nicht mehr berühren und ihr bereit seid zu gehen, wenn eine von oben bestimmte Katastrophe kommt." Wenn ihr diese drei Kriterien erfüllt, erst dann könnt ihr denken, dass ihr wirklich ein Schüler geworden seid, vorher nicht.
Seht was euch erwartet, was für ein wundervolles Leben, und es beginnt damit, dass ihr die Anweisungen des Meisters befolgt, und mit der Hingabe an den Guru. Deshalb kommen die Meister, um uns das zu geben. Ein Beispiel: Sandelholzbäume strömen einen wunderbaren Duft aus, und sie haben eine kühlende Wirkung. Es heißt, dass giftige Schlangen sich um ihren Stamm winden, um Kühlung zu erhalten. Er sagt: "Wenn wir das Holz haben wollen, wie können wir (das Holz) des Baumes nützen, wenn Schlangen, giftige Schlangen, ihn umwinden?" Er sagt weiter: "Es gibt nur einen Weg: Die Schlangen mit dem Schwert zu töten und dann (das Holz) zu holen." Nun, alles ist eine Offenbarung Gottes, alles ist diesem Baum (vergleichbar), alles ist Gott, der Gestalt annahm, und Maya, die Täuschung, umschlingt die ganze Welt, denn wir sehen alles von der Ebene des menschlichen Körpers aus, das ist eine große Täuschung. Wenn ihr euch darüber erhebt, nur dann (erhaltet) ihr es. Wie aber können wir uns über das Körperbewusstsein erheben? Ein Meister wird euch den Weg nach oben zeigen. Das ist also der Weg, um aus dieser großen Täuschung herauszukommen, seht ihr. Er sagt: "Wie wirkt sich das aus?" Wenn ihr ganze Stapel Holz anzündet, wird alles mit ein wenig Feuer zu einem kleinen Häufchen Asche verbrennen. Ähnlich ist es, wenn ihr mit dem Gottmenschen in Verbindung kommt, der euch mit dem Wasser und dem Brot des Lebens in euch verbindet. Wenn ihr mit dem Licht Gottes und dem Nada Gottes, der Musik der Sphären, in Verbindung kommt, was geschieht dann? All eure Sünden aus vergangenen Leben – es mögen hunderte sein – alle diese Sünden werden weggewaschen, wenn ihr vom Meister nur einen kleinen Funken Licht in euch erhaltet. Wie das Feuer all die Holzstapel zu Asche verbrennt, so werden ganze Berge unserer Sünden – unzählige Sünden aus vergangenen Leben – in Asche verwandelt werden, wenn ihr in eurem Inneren ein wenig von dem Licht durch den Meister erhaltet – wenn ihr damit in Verbindung kommt.
Nun fragt Er: "Wer ist ein Sadhu, wer ist ein Meister, wer ist Er?" Er sagt: "Er ist der, in dem sich Gott offenbart hat. Er ist das fleischgewordene Wort, Er ist Naam – es ist in Ihm offenbart." Wie wirkt sich das aus? Wenn ihr mit Ihm in Verbindung kommt oder – wie ihr es nennt – in den Wirkungsbereich der Ausstrahlung kommt, die vom Meister ausgeht, dann werdet ihr dadurch fähig, Gott zu sehen – durch die Ausstrahlung, denn Er ist das fleischgewordene Wort. Jeder Mensch hat seine eigene Ausstrahlung; was immer in ihm ist, strahlt nach außen.
Ihr wisst, Gott ist das offenbarte Licht- und Tonprinzip. Wenn ihr im Bereich dieser Ausstrahlung seid, wird das in euch die gleiche Wirkung haben, und ihr beginnt, Gott zu sehen. ... Deshalb sagen Sie: "Wenn ihr mit Ihm in Verbindung kommt und euch im Wirkungsbereich Seiner Ausstrahlung befindet, beginnt ihr Gott zu sehen." Als Erstes durch die Ausstrahlung. Wenn ihr zu jemandem geht, der Parfum verkauft, selbst wenn er euch nichts gibt, werdet ihr (den Duft des) Parfums ganz umsonst erhalten, denn die Atmosphäre ist erfüllt von diesem Duft, und wenn ihr bei ihm sitzt und er euch ein kleines Fläschchen von dieser Essenz gibt, dann? So ähnlich ist es. Er sagt: "Sucht immer die Gemeinschaft von so jemandem." Wie können wir das erlangen? Ich habe euch eben erklärt, wie man mit einem solchen Guru in Verbindung kommen kann: "Der Guru erscheint, wenn der Chela bereit ist." Doch meidet die Gesellschaft derer, die von innen her von Gott losgelöst sind. Sie sind wie ein Knoten im Garn – kann man verknotetes Garn nehmen und damit ein Tuch weben? Nein! Wer Gott nicht gesehen hat, wie gebildet er auch sein mag, kann euch diese Dinge nicht geben. Um das zu erlangen, rät Er (uns): "Die Gemeinschaft mit dem offenbarten Gott im Menschen ist das, was wir brauchen!" Und wie wird sich das auswirken? Er strahlt es aus und es wird auch beginnen, in euch zu erstrahlen. Selbst wenn ihr nur bei Ihm sitzt, werdet ihr die Ausstrahlung erhalten. Ihr erhaltet den Duft und Er gibt euch etwas, eine Verbindung im Innern. Ihr werdet dasselbe (was Er ist) – ein Paras.
Nun sagt Er: "Was muss man tun? Was ist das Heilmittel für all das?" Er sagt: "Gott wohnt in euch. Dieses wunderbare Wasser und Brot des Lebens ist in euch." Er gibt euch die Verbindung damit – (ganz) offen. Er verlangt von euch nicht, Monate oder Jahre zu warten oder Ähnliches. Am allerersten Tag gibt er euch etwas, um damit zu beginnen. Das, was Er euch gibt, um damit zu beginnen, müsst ihr dann von Tag zu Tag weiterentwickeln. Was wird das Endergebnis sein? Ihr werdet zu dem, was Er ist. Jeder König möchte, dass seine Söhne Könige werden, nicht Minister. Jeder Heilige möchte, dass ihr werdet wie Er. Das ist es, was wir im Allgemeinen erhalten. Was ist dazu notwendig? Wenn man die Gemeinschaft eines solchen Heiligen gefunden hat, was sollte man dann tun? Bleibt dabei, erfreut euch daran und zieht den besten Nutzen aus Seiner Gemeinschaft. Wenn wir einen solchen Menschen finden, dann wünscht sich natürlich jeder – denke ich – für immer unter dem Schutz eines solchen Meisters zu bleiben, in Seiner Nähe, innerhalb Seiner Ausstrahlung.
Guru Ram Das sagt uns: "O Gott, ich bete: ‚Lass mich der Sklave eines solchen Meisters werden.‘" Für wie lange? Er sagt: "Bis zum letzten Atemzug." Wir möchten zu Seinen Füßen sterben, seht ihr. Wenn wir glücklicherweise einen solchen Meister gefunden haben und wenn wir all diese Dinge erkannt haben, wovon ich sprach, dann wünschen wir uns natürlich, zu Seinen Füßen zu sterben. So sagt Er: "Solange ich atme, wünsche ich mir, meinen letzten Atemzug zu Seinen Füßen zu tun. Ich möchte immer in Seiner Gegenwart leben."
Nun sagt Er: "Wie können wir immer mit dem Meister zusammen leben?" Die physische Gegenwart des Meisters darf nicht unterschätzt werden, aber wenn ihr Empfänglichkeit entwickelt habt, könnt ihr denselben Gewinn davon erhalten, selbst wenn ihr hunderte und tausende von Meilen entfernt von Ihm seid. Drahtlos, seht ihr, drahtlose Telegrafie (Meister klopft auf den Tisch). Das gleiche Ticken läuft auf der anderen Seite. So sagt Kabir: "Wenn euer Meister jenseits der sieben Meere lebt und ihr auf dieser Seite, richtet eure Aufmerksamkeit auf Ihn. Nichts sollte mehr zwischen Ihm und euch stehen." Im Fernsehen seht ihr und über das Radio hört ihr über tausende Meilen Entfernung! Werdet empfänglich!
Ich habe euch das Kennzeichen von jemandem genannt, der so geworden ist – ein Guruman. "Stellt dem Guru und dem Schüler dieselbe Frage, sie werden dasselbe sagen, denn sie sind einer in zwei und zwei in einem." Versteht ihr jetzt, was es bedeutet ein Schüler zu sein? Was es bedeutet, ein Initiierter zu sein? Er (Guru Ram Das) sagte also, dass er darum bete. Er sagte: "Auch Shankara, der Mensch mit dem größten Wissen in der Geschichte der Rishis, wollte das erlangen." Zuerst glaubte er, die Seele ist Gott und Gott ist die Seele, in jeder Hinsicht. Dann sagte er: "Es gibt Gott und die Seele ist ein Teil von Ihm." Schließlich wurde er zu einem Verehrer einer Inkarnation, von jemandem, in dem sich Gott offenbart hat, seht ihr? So sagt Er: "Ich habe (darum) gebetet." Guru Ram Das sagt: "Selbst Shankara, der intelligenteste Mensch der Welt, wollte es (diese Verbindung zum Meister) erhalten." Er sagt: "Selbst Narada, der als der König aller Ergebenen oder des Bhakti Yoga gilt, auch er wollte (diese Verbindung) erlangen."
Man glaubt, dass die Erde von einer Kraft getragen wird, von der sie ständig gehalten wird. Es gibt eine Legende, eine Parabel, die uns das (den Wert der Gemeinschaft eines Meisters) verdeutlichen soll. Wovon erzählt diese Parabel?
Der eine, Vashisht, war ein Ergebener des Satsangs. Er hatte dieses Wissen, das man durch die Verbindung mit dem Gottmenschen erlangt. Der andere hatte sich 50 000 Jahre lang harten Bußübungen unterzogen. Er besaß ebenfalls sehr große Kraft. Beide unterhielten sich miteinander. Der eine sagte: "Bußübungen sind das Höchste, was man tun kann." Und Vashisht sagte: "Nein, nur in Verbindung mit einem Guru zu kommen, das ist das Höchste." Niemand war fähig (den Streit) zu entscheiden.
Nun erzählt die Parabel, dass sie sich an Brahma, den Schöpfer der Welt, wandten. Einer stellte ihm die Frage: "Was ist höher, Bußübungen oder die Verbindung mit einem Heiligen?" Er sagte sich: "Beide sind sehr starke Menschen, sie werden nicht auf meine Worte hören." Dann gingen sie zu Vishnu. Ihm stellte er dieselbe Frage. Vishnu sagte: "Beide sind sehr stark", und er schickte sie zu Shiva. Shiva sagte: "Das ist eine sehr verwickelte Sache, ich werde sie wahrscheinlich nicht lösen können", und er schickte sie zu dieser Kraft, die die Schöpfung, die ganze Welt, trägt. Sie gingen zu ihm: "Nun, unsere Frage ist: ‚Was ist höher, die Gemeinschaft eines Heiligen oder die Bußübungen, die auf der physischen Ebene oder der Pranaebene ausgeführt werden?‘" Er sagte: "Nun, meine Lieben, ich trage die große Last der ganzen Erde auf meinem Kopf – nehmt sie mir für eine Weile ab, sodass ich zu euch kommen und die Sache entscheiden kann." Nun sagte Vashisht zum anderen: "Nun gut, versuche deine (Kraft) – du hast so viel Kraft durch deine 50 000 Jahre Bußübungen!" Erst setzte er 20 000, dann 40 000 Jahre ein, die Erde erhob sich nicht vom Kopf. Dann nahm er alle Kraft von 50 000 Jahren Bußübungen. Die Erde hob sich ein wenig über den Kopf und senkte sich wieder auf ihn. Er sagte: "Entscheide!" Er antwortete: "Was soll ich entscheiden? Sie lastet bereits wieder (auf meinem Kopf)." Dann sagte Vashisht: "Schau her, ich setze das ein, die Kraft, die ich in nur einer Stunde in der Gemeinschaft eines Heiligen erworben habe." Das Ergebnis war: Die Erde erhob sich vom Kopf und blieb in der Luft. "Jetzt entscheide!" – "Die Frage ist entschieden!"
Das heißt, das, was ihr durch die Gemeinschaft eines Heiligen erhaltet, könnt ihr nicht erlangen, selbst wenn ihr hunderte von Jahren für Bußübungen einsetzt. Deshalb sagt Guru Ram Das: "Das möchte ich erlangen, darum bete ich."