Was können andere darüber wissen, wie es um unser Herz steht? Erhebt sich die Frage nach dem Mysterium des Lebens in unserem Herzen, findet man keinen Frieden, bis das Rätsel gelöst ist.

Sant Kirpal Singh

Auf dem weg zum höheren Bewusstsein

Ein Radio Interview mit Sant Kirpal Singh und Jay Richard Turner von der Siddhartha Foundation, in Waltham, Massachusetts am 14. Oktober 1972

 

Sant Kirpal Singh: Der Mensch ist das Höchste in der ganzen Schöpfung – alle Schriften spre­chen voll Achtung von ihm, denn nur im menschlichen Körper und in keiner ande­ren Form können wir unsere Aufgabe erfüllen: uns selbst und Gott zu erkennen.

Ist das der Pfad der Meister?

Sant Kirpal Singh: Ja.

Unser Programm heißt: "Auf dem Weg zum höheren Bewusstsein." Es ist eine Serie, die von der "Siddharta Stiftung zur Erforschung höheren Bewusstseins" in Waltham, Massachusetts, produziert wird. Bei diesen Programmen untersuchen wir die Dimen­sionen des Menschen und seines Geistes in einem neuen Zeitalter. Mein Name ist David Tuturner und unser Gast ist heute Sant Kirpal Singh. Kirpal Singh, was ist der Pfad des Meisters auf dem Weg zu höherem Bewusstsein?

Sant Kirpal Singh: Der Pfad der Meister auf dem Weg zu höherem Bewusstsein besteht darin, als erstes sich selbst als bewusstes Wesen zu erkennen. Die Seele ist ein Tropfen aus dem Meer allen Bewusstseins. Alle Meister der Vergangenheit sagten: "Mensch, erkenne dich selbst" – wer wir sind, was wir sind. Wir sind bewusste Wesen, wir haben den menschlichen Körper, die höchste Form in der ganzen Schöpfung, und so können wir uns selbst erkennen. Solange ein Mensch sich nicht selbst er­kennt, kann er das höhere Bewusstsein nicht erfahren. Sich selbst zu erkennen ist eine praktische Sache, die unter Beweis gestellt wird.

Wie erkennt man sich selbst? Das liegt nicht auf der Ebene der Gefühle, Emo­tionen oder Schlussfolgerungen. Es ist allein eine Sache der Selbstanalyse, sich selbst und Gott zu erkennen. Man kann höheres Bewusstsein nur erfahren oder sich in höheres Bewusstsein erheben, wenn vorher unser eigenes Bewusstsein von allen äußeren Umhüllungen befreit worden ist. Wie man sich über das Körperbe­wusstsein erhebt, ist also eine Sache reiner Selbstanalyse. Alle Meister, die in der Vergangenheit kamen, haben eine praktische Demonstration gegeben, und auch heute kann man diese Erfahrung erhalten.

Wenn nun der Mensch sich tatsächlich über das Körperbewusstsein erhebt, dann weiß er, dass eine Kraft ihn im Körper überwacht. Der menschliche Körper ist der wahre Tempel Gottes, wir leben in ihm und ebenso die höhere Kraft, die im Körper über uns wacht. Es gibt so viele Öffnungen im Körper: Augen, Ohren, Na­se, Mund und die beiden unteren, aber dennoch können wir nicht einfach den Körper verlassen. Eine Kraft kontrolliert uns im Körper. Dieses Bewusstsein kommt erst, wenn wir uns selbst erkennen, indem wir uns über das Körperbe­wusstsein erheben. Dieses höhere Bewusstsein erhalten wir, wenn wir uns ins Jen­seits erheben. Ins Jenseits erhebt man sich, wenn die Aufmerksamkeit von außen und vom Körper unten zurückgezogen wird und sich zum Sitz der Seele im Körper erhebt, der hinter (und zwischen) den beiden Augenbrauen liegt. Wenn man dort ankommt, ist es so, wie der heilige Plutarch sagt: "Wenn der Mensch in die Ge­heimnisse des Jenseits initiiert ist, macht die Seele die gleiche Erfahrung vom Verlassen des Körpers wie beim Tod." Das ist keine Sache der Vorstellung, Ge­fühle oder Schlussfolgerungen. Es ist allein eine Sache der Selbstanalyse: sich über das Körperbewusstsein zu erheben und sein Selbst zu erkennen; zu erken­nen, dass das Selbst der eigentliche Mensch ist, der den ganzen Körper unten be­wegt und belebt und die Fähigkeit hat, die äußere Welt wahrzunehmen. Das ist der Schritt, den ein Meister uns immer als erstes lehren muss.

Wenn wir also unser Selbst erkennen, wenn wir erkennen, dass diese Kraft uns überwacht, die alles Bewusstsein ist, (erkennen wir), dass wir ein Tropfen von dem Ozean allen Bewusstseins sind. Der Makrokosmos ist im Mikrokosmos. So haben wir (mehrere) Körper, mit denen wir auf verschiedenen Ebenen wirken können. Wir haben den physischen Körper, dessen wir uns bewusst sind. Wenn wir uns darüber erheben, haben wir den astralen Körper, mit dem wir in der astralen Welt wirken können. Auch darüber müssen wir uns erheben – dann haben wir den kausalen Körper, mit dem wir in der Kausalebene wirken können. Und wenn wir alle diese drei überschreiten, erheben wir uns in die spirituellen Ebenen, die rei­nes Bewusstsein sind. Die drei Ebenen darunter bestehen nicht aus reinem Bewusstsein, sondern das Bewusstsein ist dort mit Materie unterschiedlichen Grades gemischt. Wahres Bewusstsein kommt also, wenn der Mensch sich über den phy­sischen, den astralen und den kausalen Körper erhebt. Wenn er sich soweit er­hebt, erlebt er das, wie wenn ein Tropfen Wasser sich mit anderem Wasser ver­mischt. Das ist etwas, das man nur erfahren kann, man kann es nicht mit Worten ausdrücken. Man kann nicht einmal alle Gefühle, die man auf der weltlichen Ebe­ne empfindet, in Worten ausdrücken. Wie kann das Bewusstsein – das All-Bewusstsein ist – mit Worten beschrieben werden? Das ist nur intellektuelles Rin­gen, möchte ich sagen, das nur zu einem gewissen Schluss kommen lässt, was es (das Bewusstsein) ist und was es nicht ist.

Die Meister sagen, wir suchen höheres Bewusstsein ... unser Gemüt wirkt phy­sisch, astral und auch kausal; das sind die Stufen des Gemüts: physisch, astral und kausal. Bevor wir uns nicht über all diese drei Formen des Gemüts erheben, können wir nicht wahres Bewusstsein erlangen. Aber dieses Bewusstsein kann man nicht in Worten ausdrücken. Es kann nur erfahren werden. Selbst sich über den Körper zu erheben, ist eine Sache der Erfahrung. Diese Erfahrung kann man durch einen Meister erhalten, der kompetent ist, sich täglich nach Seinem Willen und Wohlgefallen über das Körperbewusstsein zu erheben und der anderen, die auf der Suche danach zu Ihm kommen, einen Beweis davon geben kann. Der er­ste Schritt auf dem Weg zu höherem Bewusstsein ist, sich selbst zu erkennen, sein eigenes, bewusstes Selbst zu erkennen, denn wir sind es, die den ganzen Körper beleben – den physischen Körper hier, wie auch den astralen und kausalen. Wenn alle diese Umhüllungen abgelegt werden, erhebt man sich in das Allbe­wusstsein und das kann nicht mit Worten ausgedrückt werden. Manche Leute ver­suchen aufgrund von Schlussfolgerungen darüber zu sprechen, aber wenn man sich in die Einheit erhebt – zu wem sollte man dann sprechen? Sie sagen viel­leicht: "Ich sehe alles Bewusstsein" – aber das bedeutet, dass derjenige es nicht gesehen hat, denn er erklärt es auf der Ebene eines einzelnen – sich selbst. Wenn ihr euch seht – (erlebt ihr das), wie wenn Wasser sich mit dem Fluss ver­mischt. Wie kann man dann sagen, das ist der Fluss und das ist man selbst? Allbe­wusstsein kann man mit Worten nicht ausdrücken. Nur aufgrund von Schlussfolge­rungen oder intellektuellem Ringen kann man sagen: "Das ist dies oder jenes", aber dieser Zustand kann in Worten nicht zum Ausdruck gebracht werden, man kann ihn nur erleben. Auch unser (wahres) Selbst zu erkennen – wenn man sich über den physischen Körper erhebt, kann in Worten nicht beschrieben werden. Es bedeutet, von neuem geboren zu werden – ihr müsst wiedergeboren werden. Das ABC beginnt, wenn wir lernen zu sterben, wenn wir unser Selbst erkennen. Das ist der erste Schritt zu höherem Bewusstsein, aber es gibt weitere Schritte auf der astralen Ebene, auf der kausalen Ebene und auch auf allen drei Ebenen, wenn wir uns in die spirituellen erheben – das kann man nicht mit Worten be­schreiben, auch wenn Hinweise gegeben werden. Aber alle Schriften sagen das.

Kirpal Singh, wie erkennt man seinen Meister?

Sant Kirpal Singh: Im Äußeren ist er auf die gleiche Weise geboren worden wie alle anderen Men­schen, mit den gleichen Vorrechten von Gott. Der äußere und innere Aufbau ist der gleiche, ganz einfach: Wie erkennt man einen Menschen, der einen akademi­schen Abschluss erreicht hat? Wenn ihr einfach bei ihm sitzt, ihn täglich seht, sagt ihr: "Er steht über allen." Das einzige Unterscheidungsmerkmal, das wir haben und das auch alle Meister genannt haben, ist: Er (der Meister) sollte fähig sein, euch über das Körperbewusstsein – zumindest das physische – zu erheben, in­dem Er euch einen praktischen Beweis gibt. Wenn er das geben kann, (ist er ein wahrer Meister).

Gott ist Licht. Wenn man sich über das Körperbewusstsein erhebt, wird das Ein­zelauge geöffnet. Wenn das Einzelauge geöffnet ist, sieht man. Jetzt ist alles dun­kel; wenn das Einzelauge geöffnet ist, sieht man alles voller Licht. Es geht also darum: Wer kann euch etwas geben – ein Startkapital, um beginnen zu können? Das ist das einzige Kriterium, das wir haben. Und darüber hinaus noch: Wenn man in Seine Gegenwart kommt, wenn man Ihn sieht, wird das Gemüt für eine Zeit lang still.

Zu diesem Ergebnis bin ich bei meinem vergleichenden Studium der Religionen und durch persönliche Erfahrung gekommen, doch was andere anbelangt, sehen Sie, so hat jeder seine Reichweite. Sie sagen, dass sie das Höchste erreicht ha­ben. Doch wie kann das möglich sein, wenn man diese Dinge als eine Sache des Verstandes betrachtet? Denn unser eigenes Bewusstsein kommt nur auf, wenn das Gemüt und die Sinne unter Kontrolle sind und auch der Verstand für eine Wei­le zu wirken aufhört. Wie will man über dieses Bewusstsein sprechen? Andere sind also noch auf dem Weg. So sehe ich es, mit der gebührenden Achtung für das, was sie sind. Einige greifen auf die Psychologie zurück, auf Entspannung; andere führen – wie soll man es nennen – eine Behandlung durch, und so sieht man für kurze Zeit etwas Licht, doch es ist kein (wirkliches) Licht. Das (eigentliche) Licht erscheint, ohne dass man Hand anlegen muss, ohne Zutun. Er, (der Meister), sollte euch über das Körperbewusstsein erheben und die Dunkelheit vor euren Au­gen beseitigen. Die Meister sagten: "Glaubt den Worten eines Meisters nicht, be­vor ihr mit eigenen Augen gesehen habt, wie es sich verhält und ihr selbst bezeu­gen könnt, dass es so ist." Das ist jetzt das Kriterium für einen Meister. Er trägt kein Abzeichen, (auf dem steht, dass Er ein Meister ist). Wenn man aber in Seiner Gegenwart ist, spürt man die Ausstrahlung. Und was ist das erste oder äußere (Kennzeichen)? Er kann euch zeigen, wie man sich über das Körperbewusstsein erhebt, Er öffnet das Einzelauge, so dass man selber sehen kann, dass dort Licht ist.

Was war Ihre Erfahrung, was fühlten Sie, als Sie vor vielen Jahrzehnten Ihrem Mei­ster begegneten? Erlebten Sie etwas ganz Besonderes – und spüren Sie das jetzt auch noch?

Sant Kirpal Singh: Ich war auf der Suche. Wer auf der Suche ist, unternimmt alles: Er geht zu je­dem, er liest alles. Ich fand zwar in den Schriften sehr schöne Geschichten über das Jenseits, aber es war nicht möglich, (dadurch) diese Dinge zu erhalten. Es ist eine Sache der reinen Selbstanalyse. So betete ich zu Gott: "Oh Gott, wenn es je­manden gibt" – immerhin wirkt Gott durch einen Menschen, Angebot und Nach­frage ist ein Naturgesetz – "wenn es jemanden gibt, offenbare Dich mir." Wie will ein Blinder jemanden sehen können? So erschien mir Gott – die Gestalt, die mir in meinen Meditationen erschien, hielt ich für Guru Nanak. Ich ging mit Ihm auch in die jenseitige Welt, das war zur Zeit des Mesopotamischen Krieges. Und dann begegnete ich Ihm physisch ungefähr sieben Jahre später. Als ich Ihn traf, (stellte ich fest), dass Er derselbe war, (der mir in meinen Meditationen erschienen war.) Ich fragte: "Warum so spät?" Er antwortete: "Das war die beste Zeit." Als ich Ihm begegnete, gab Er mir eine Erfahrung, sehen Sie, und alle meine Anstren­gungen, meine Mühen waren vorbei. Das ABC beginnt nun dort. Wo die Philoso­phien der Welt enden, beginnt die Religion. Sie wissen, es gibt ein Gebet: "Oh Gott, ich danke Dir, dass Du dieses Geheimnis vor den weltlichen Weisen verbor­gen und den kleinen Kindern offenbart hast."

Ihr Werk in Indien baut doch sehr auf dem Werk Ihres Meisters auf nicht wahr? Dieses Zentrum, was Sie in Indien aufgebaut haben, basiert doch auf den Prinzipien, die Ihr Meister Sie gelehrt hat?'

Sant Kirpal Singh: Nein, ich sage Ihnen: Das, was mein Meister lehrte, ist die grundlegende Lehre aller Meister, die in der Vergangenheit kamen. Es ist ein vergleichendes Studium der Schriften. Ich habe ein Buch veröffentlicht, in dem ich Zitate aus allen Schrif­ten, aus dem Osten und dem Westen, angeführt habe. Die grundlegende Lehre ist immer dieselbe, der innere Weg war immer nur der eine, es gibt nicht zwei. Doch weil praktisch verwirklichte Menschen fehlen, entstanden natürlich einige Zeit später unterschiedliche (Geistes)schulen. Es gibt so viele verschiedene Yoga-Arten, und jeder Yoga hat seine Reichweite. Dies ist der "Natürliche Yoga", der eine direkte Verbindung mit der sich zum Ausdruck bringenden Gotteskraft gibt, indem er euch über das Körperbewusstsein erhebt. Man sieht, dass es so ist. Man sieht den Sonnenstrahl, und wenn man diesem folgt, kommt man zur Sonne.

Als Gott wünschte: "Ich bin einer und möchte viele werden", brachte Er sich zum Ausdruck. Es entstand eine Schwingung, und diese Schwingung hatte zwei Dinge zur Folge: Licht und Ton. Licht und Ton ist der "Yoga der Aufmerksamkeit". Wann kommt man damit in Verbindung? Wenn man sich über das Körperbewusst­sein erhebt – dies ist die Kraft, die uns im Körper hält und die ganze Schöpfung kontrolliert. Das können wir erkennen, wenn wir uns über das Körperbewusstsein erheben – auch ein Atheist, möchte ich sagen. Es gab einen Atheisten, der sein Motto "God is nowhere" (Gott ist nirgendwo) im Zimmer hängen hatte. Als er im Sterben lag, kam ein kleines Kind in das Zimmer und las: "G-o-d i-s n-o-w h-e-r-e, God is now here" (Gott ist jetzt da). (Und der Atheist sagte:) "Ja, mein Kind, ich se­he eine Kraft, die mich lenkt." Das kann man also erkennen, wenn man sich über das Körperbewusstsein erhebt zum Zeitpunkt des Todes oder auch jetzt. Man wird sich bewusst: Eine Kraft bestimmt über uns.

Dies ist die physische Hülle, die abgelegt wird. Dann gibt es die astrale Hülle, die kausale und die überkausale. Jenseits davon ist die wahre Heimat unseres Vaters. Alle Meister haben Hinweise darauf gegeben, auch über das Jenseits, das unbeschreiblich ist und in den absoluten Gott eingeht. Guru Nanak hat darauf hin­gewiesen, alle anderen haben darauf hingewiesen. Guru Nanak sagt: "Alle Heili­gen erheben sich über den höchsten Bereich der kausalen Ebene hinaus in den unbeschreiblichen Zustand und gehen auf in Gott, der absolut ist." Er sagt: "Der geringe Nanak weilt dort." Nicht alle Heiligen sind gleich – so sprechen die, die zur höchsten Ebene gekommen sind. Andere sind auf bestimmten Stufen. Man­che haben sich nur über das Physische erhoben, sie wenden nur Mesmerismus oder Hypnose an, manche sind Psychologen, sie bedienen sich der Psychologie, und andere benützen den Trick mit dem Stift, bei aller Achtung vor ihnen. Manche haben Zugang zur ersten Ebene, zur Astralebene. Sie können euch dorthin brin­gen. Andere haben Zugang zur zweiten Ebene – solche Meister geben euch et­was entsprechend dieser Ebene. Manche gehen in die dritte Ebene – und so weiter. Solange man nicht den höchsten Meister trifft, (erreicht) man nicht das letzte Ziel, den Absoluten zu erlangen, im Jenseits aufzugehen.

Es gibt also Stufen, wenn man voranschreitet. Wenn man die Religionen ver­gleicht, wird man feststellen, dass jeder Meister seine Stufe hat. Shankara und an­dere erklärten: "Alles ist Bewusstsein". Doch sie kamen davon ab: "Gott ist die sich zum Ausdruck bringende Kraft, sie brauchen wir; und diese Kraft offenbart sich im Menschen." Sie wissen, dass Shankara an den absoluten Gott glaubte: "Al­les ist Gott, es gibt keine Seele." Dann machte er Zugeständnisse: "Doch, es gibt auch die Seele." Und sein Nachfolger sagte ganz klar: "Den absoluten Gott kann man nicht erreichen, wir sind nicht der absolute Gott."

Es gibt also Umhüllungen, sehen Sie, verschiedene Umhüllungen um den Kör­per. Eine ist die Prana-Hülle, auch "Anand-mai-kosh" ist eine Hülle, sehen Sie. Ebenso ist "Gyan-mai-kosh" (die Hülle des Erkennens) eine Hülle, das heißt, es ist eine Umhüllung, nicht das Absolute. Sich in das Absolute zu erheben – nun, da­von hat niemand berichtet, das hat niemand gesehen. Auch kann man das All-Bewusstsein nicht mit Worten beschreiben. Ich habe das auch beim vergleichen­den Studium der Religionen gesehen. Sich das All-Bewusstsein vorzustellen, ist nur intellektuelles Ringen, das ist alles. Was sagen die Meister der höheren Ord­nung? "Oh Mensch, oh Sucher nach der Wahrheit, ihr habt Gott ganz vergessen über eurem intellektuellen Ringen." Man zieht einfach intellektuelle Schlussfolge­rungen. "Seht und sprecht dann darüber" – das ist etwas anderes. Christus und andere sagten: "Wir sehen und sprechen davon und legen Zeugnis ab." Das sag­ten auch alle anderen Meister. Guru Nanak sagte: "Ich spreche, wie es mir Gott eingibt." Manchmal sprechen die Menschen von der Ebene des Unterbewusst­seins aus. Was heißt das? (Dieser Bereich) umfasst die Summe aller Eindrücke vergangener Leben. Von dieser Ebene aus sprechen sie. Doch wenn man sich auf die Ebene des All-Bewusstseins erhebt, kann man nichts darüber sagen. Man­che sagen einfach: "Es ist so, wie wenn man Wasser in ein anderes Gefäß (mit Wasser) schüttet und es dann eins damit wird." Für mich ist es eine Sache, die mit Worten nicht auszudrücken ist; auch wenn ich mich darin von anderen unter­scheide, so stützt sich das doch auf das, was ich beim vergleichenden Studium der Religionen gesehen habe. Zum absoluten Gott zu kommen – wer kann das erfahren? Niemand. Niemand hat Gott je gesehen. Natürlich kann man eine Er­fahrung der sich zum Ausdruck bringenden Gotteskraft erhalten, entsprechend der Hüllen, die man abgelegt hat. Wenn man den physischen Körper ablegt, er­hebt man sich in einen bewussteren Zustand, sehen Sie. Wenn man den Astralkör­per übersteigt, ist noch mehr Bewusstsein da. Doch es ist sehr schwer, den Kau­salkörper abzulegen. Denken Sie daran, es ist die Mentalebene. Ein kleiner Ge­danke bringt eine neue Welt hervor. Allein die Meister können einem (helfen), die ganze Aufmerksamkeit in das Licht- und Tonprinzip zu vertiefen und einen da­durch weiterbringen. Es ist sehr schwierig im Innern, doch immerhin – mit der angemessenen Achtung für das, was sie erreicht haben – haben die Menschen etwas Nutzen davon. Das ist gut.

Welche Rolle spielt die Initiation, um ein neues Bewusstsein zu erreichen?

Sant Kirpal Singh: Das erste ist, dass man sich erheben muss, sich selbst erkennen muss. Der Mensch ist ein bewusstes Wesen. Er hat Umhüllungen, sehen Sie, drei Umhüllun­gen, die physische, die astrale und die kausale. Wie wenn eine Lampe brennt, die von drei, vier, Tüchern umhüllt ist. Wenn man ein Tuch wegnimmt, sieht man et­was Licht. Solange alle Tücher die Lampe verhüllen, ist kein Licht da. Wenn man das nächste Tuch wegnimmt, ist mehr Licht da, entfernt man das dritte, ist noch mehr Licht zu sehen. Sehen Sie, das lehren alle Religionen. Das Wort Religion – ich meine nicht die Gemeinschaft – das Wort bedeutet: "re" zurück, "ligio" bin­den. Wer sich auf diese Weise erhoben hat, sieht, dass Gott Licht ist. Alle spre­chen davon, dass Gott Licht ist, auch Lord Krishna, alle. Durch das vergleichende Studium der Religionen habe ich gesehen, dass die grundlegenden Lehren (der Meister) dieselben waren. Solange sie da waren, erhielten die Menschen den vol­len Nutzen. Um nach ihrem Weggang ihre Lehren lebendig zu erhalten, entstan­den all diese Gemeinschaften und Schulen. Solange praktisch verwirklichte Men­schen – unterschiedlichen Grades – da waren, (erhielten die Menschen etwas).

Wie ich es eben erwähnt habe, hatten Shankara und sein Nachfolger dieses Wis­sen nicht. Meister kommen also von Zeit zu Zeit, um all das wiederzubeleben, und sie legen Zeugnis dafür ab. Doch die nach ihnen kommen, wissen es nicht. Nur wer in der Luft fliegt, weiß, wie das Fliegen ist, sehen Sie!

Welche Rolle spielt die Initiationszeremonie auf dem Weg zum höheren Bewusstsein?

Sant Kirpal Singh: Es ist ein Beweis! Es gibt keine Zeremonie, keine Opfergaben, keine Blumen – es ist wie bei einer Schule. Es findet eine Meditationssitzung statt, und mit ein we­nig Aufmerksamkeit erhält man einen Auftrieb. Die Menschen ziehen sich von au­ßen zurück und sehen Licht. Sie selbst bezeugen, dass sie es sehen. Keine Zere­monie, keine Spenden – nichts dergleichen gibt es. Es ist ein Geschenk der Na­tur. Alle Geschenke der Natur sind kostenlos: Luft, Wasser, Sonne. Dies ist auch ein Geschenk der Natur. Warum sollten wir dafür bezahlen (müssen), verstehen Sie?

Ein Großteil Ihrer Arbeit betrifft vor allem Ihr Zentrum in Indien, das Sie dort auf­gebaut haben?

Sant Kirpal Singh: Nein, nein, sie erstreckt sich auf ganz Indien, und auch Pakistan. Auch dort ha­be ich dreißig, vierzig Zentren, hier im Ausland sind es ungefähr hundertzwanzig Zentren oder mehr."

Worin besteht die Hauptarbeit, die Sie in diesen Zentren tun?

Sant Kirpal Singh: Die Hauptarbeit besteht eigentlich darin, den Seelen das Brot des Lebens zu geben. Die Menschen geben dem Körper Nahrung, sie geben dem Verstand Nah­rung. Ich sage nichts dagegen, das ist der erste Schritt. Doch welche Nahrung wird der Seele gegeben? Die Seele ist eine bewusste Wesenheit – das Brot des Lebens und das Wasser des Lebens kann nur etwas Bewusstes sein – und ein höheres Bewusstsein lenkt uns bereits in diesem Körper. Initiation bedeutet, sich über den physischen Körper zu erheben und eine Verbindung mit dem höheren Bewusstsein zu erhalten. Das heißt, alle Aufmerksamkeit von außen zurückzuzie­hen, sich über das Körperbewusstsein zu erheben und zum Sitz der Seele im Kör­per zu kommen, der hinter den beiden Augen liegt, und ins Jenseits hinüberzuge­hen. Es ist, wie wenn die Sonne aufgeht – hier geht sie unter und dort geht sie auf. Wer jeden Tag übt, erhebt sich. Für denjenigen ist der Tod etwas Freudiges, verstehen Sie? So schickt Gott alle (Meister). Der, den Er erwählt, um sich zu of­fenbaren, führt Gottes Mission aus. Und noch etwas: Eines werden Sie feststel­len: Die meisten von denen, die hierher kamen, (wurden nach und nach von den Menschen verehrt). Gott sandte sie, um die Menschen wissen zu lassen, dass es Gott gibt, der alles geschaffen hat, und dass Er verehrt werden sollte. Doch alle verehrten diese Botschafter, die zu ihnen kamen. Die Botschafter sagten: "Nehmt euch in acht, ich bin nicht Gott, ich bin ein Bote Gottes. Gott hat mich geschickt. Mein Vater hat mich gesandt. Versteht ihr? Ich sage euch: Er ist euer Gott." Doch sehen Sie, wir achten all die Verkörperungen Gottes, die in die Welt kamen, doch wir lassen uns nicht "Gott" nennen.

Können Sie uns einen Ausblick auf die Zukunft der Menschheit geben, auf das spiri­tuelle Leben der Menschen?

Sant Kirpal Singh: Eine Zukunftsvision – ja. Ein Erwachen kommt im Osten und im Westen glei­chermaßen. Die Menschen haben genug von den äußeren Dingen, von Ritualen und anderen Dingen; sie sind sehr unzufrieden damit. Ein Erwachen erhebt sich im Osten und auch im Westen. Das goldene Zeitalter erhebt sich aus dem eiser­nen Zeitalter, es fällt nicht vom Himmel, nicht wahr? Obwohl die Menschen (viel) wissen – solange sie nichts Substantielles erhalten, (sind sie unzufrieden). Wir sagen, dass Gott Licht ist, jeder sagt das, doch haben sie Licht gesehen? Und dann sagen sie, dass Gott als Schwingung in der ganzen Schöpfung gegenwärtig ist, doch haben sie es gesehen? Wenn nicht, was dann? Womit ist das zu verglei­chen? Mit einem Blinden, der sagt, dass Gott Licht ist. Bevor man nicht sieht....

Natürlich ist all das gut, was man auf dem Weg, Gott zu erkennen, tut; gute Taten bringen gute Auswirkungen, doch man ist dabei selbst der Handelnde. Solange man der Handelnde ist, gilt: "Wie du säst, wirst du ernten." Erst wenn man zum bewussten Mitarbeiter am göttlichen Plan wird und sieht: "Er ist es, der alles tut, nicht ich", verliert man sein Ego. Wer wird dann die Früchte der Saaten, die man gesät hat, ernten? Das beschreiben die Meister als letztes Ziel. Sie sagen: "Seht – und sprecht dann davon!" Was sagte Christus? "Ich bin gekommen, um die sehend zu machen, die nicht sehen." Das sind Zitate aus den Schriften.

Weil uns praktisch verwirklichte Menschen fehlen, sind wir nicht in der Lage, das richtig zu interpretieren. Guru Nanak sagte: "Manche gingen nach innen und konnten die Tür nicht finden." Christus sagte auch: "Ihr seht, was die alten Pro­pheten sehen wollten und nicht sehen konnten. Ihr hört, was die Propheten nicht hörten." In den Schriften findet man all diese Dinge. Die richtige Auslegung der Schriften kann nur jemand geben, der es gesehen hat. Die Meister bevorzugen al­so: "Seht – und sprecht dann!"

Von der Ebene der Meister aus gesehen sind alle in der Welt blind. In der Termi­nologie der Heiligen bedeutet "blind" nicht, dass man keine Augen im Kopf hat, sondern dass das Einzelauge nicht geöffnet ist und man das Licht Gottes nicht sieht. Nun können wir vergleichen. Was machen wir? Wir schufen im Äußeren Modelle vom Menschen: Tempel, Kirchen – kuppelförmig, nasenförmig, und stellten Symbole vom Licht- und Tonprinzip hinein. Das waren Modelle, um denen, die am Anfang standen, zu zeigen, dass Licht in ihnen ist und ein Ton in ihnen erklingt. Doch weil praktisch verwirklichte Menschen fehlten, haben sie sich nur daran gehängt und vergaßen den wahren Tempel Gottes, in dem wir wohnen und Gott ebenfalls. Möge Gott es verhüten, doch wenn irgendeine Kirche oder ein Tempel zerstört wird, sind wir bereit, die wahren Tempel Gottes dafür zu opfern! Die äußeren Kirchen sind für die, deren Auge nicht geöffnet ist – wir achten sie. Doch wir sollten wissen, worum es geht. Und Gott hat von Zeit zu Zeit Menschen gesandt, um die Wahrheit neu zu beleben. Es ist keine neue Wahrheit, es ist eine ganz alte Sache. Es ist die grundlegende Lehre, die von allen Meistern der Ver­gangenheit verkündet wurde.

Sant Kirpal Singh Ji, können Sie mit uns eine kurze Meditation halten, so dass unsere Zuhörer zu Hause daran teilnehmen können?

Sant Kirpal Singh: Diese Schwingung erhalten hier Hunderte jeden Morgen. Heute, denke ich, wa­ren ungefähr sechshundert Leute da. Jedesmal sind es vierhundert, fünfhundert, auch tausend. Heute morgen saßen sie hier (zur Meditation). Überall, wo ich hin­komme, ist es so. Es dauert mindestens eine halbe Stunde, weil wir nicht gewöhnt sind, unsere Aufmerksamkeit von außen zurückzuziehen. Sehen Sie, ganz prak­tisch haben die Menschen die Erfahrung erhalten, und sie bestätigen selbst, dass sie dies oder jenes gesehen haben. Es ist nicht so, dass jemand sie mesmerisiert oder hypnotisiert, dass alle sagen: "So ist es." Nein! Jeder hat seine eigene Erfah­rung. Es ist unterschiedlich.

Ich dachte, Sie würden vielleicht für einige Minuten unsere Zuhörer die Augen schlie­ßen lassen und ihnen einige Gedanken geben, über die sie meditieren können.

Sant Kirpal Singh: Nun, ich kann ihnen sagen, was ich jeden Tag erkläre, wohin auch ich gehe. Das erste ist: Unser physischer Körper sollte zur Ruhe kommen, denn der menschliche Körper ist der Tempel Gottes, in dem wir wohnen und wo auch Gott wohnt, die uns kontrollierende Kraft. Der äußere Ausdruck der Seele ist die Auf­merksamkeit. Wenn wir unsere Aufmerksamkeit auf die Sinneskräfte richten, werden diese wirksam. Die Welt scheint dann auch zu leben. Doch es geht dar­um, die Aufmerksamkeit gerade von dort zurückzuziehen. Zieht also eure Auf­merksamkeit von außen ganz zurück. Wenn jemand stirbt, erkennt er niemanden, der zu ihm kommt. Wenn jemand in Gedanken vertieft ist, hört er es nicht, wenn ihn jemand ruft. Man ruft ihn einmal, zweimal, dann fragt derjenige: "Warum sagst du denn nichts? Antworte doch auf meine Frage." Und die Antwort ist: "Ich war in etwas anderes vertieft." Alle Dinge haben ihre Wirkung nur, solange unsere Auf­merksamkeit darauf gerichtet ist.

Die Aufmerksamkeit muss also von außen und vom Körper unten zurückgezo­gen werden. Erhebt euch zum Sitz der Seele, der hinter den Augen liegt, von wo sich zum Zeitpunkt des Todes die Seele zurückzieht und sich die Augen nach oben drehen. Von dort wird sie ins Jenseits erhoben. Das ist also ein kleines Stück auf dem Weg nach oben, was (bei der Initiation) gegeben wird – wer in dieser Hinsicht entwickelt ist, (kann das geben), Sie auch, wenn Sie soweit sind. Jeder Heilige hat seine Vergangenheit und jeder Sünder eine Zukunft. Die Men­schen erhalten also etwas.

Wenn Sie ihre Aufmerksamkeit von außen und vom Körper unten zurückziehen und sie ganz gesammelt auf den Sitz der Seele hinter den Augen gerichtet halten, und dabei liebevoll an Gott denken, erhalten Sie durch die Ladung einen Auftrieb, und sehen Licht. Oder wie Christus es ausdrückte: "Schließt euch in euer Käm­merlein ein!" Sehen Sie? Die im Äußeren suchen, können es nicht finden. Das Ganze ist eine Sache unserer Aufmerksamkeit. Gott ist alle Aufmerksamkeit, und wir sind Aufmerksamkeit. Unsere Aufmerksamkeit verteilt sich auf die verschie­denen "Abteilungen" des Körpers: Augen, Ohren usw., und dann funktionieren sie. Wenn ich mich im Innern vertiefe, vergesse ich meinen Körper völlig, man könnte mich sogar schneiden. Dies ist eine regelrechte Wissenschaft, etwas Praktisches, was die Menschen erlangt haben. Auch jetzt gibt es Menschen, die das kennen. Eine kleine Erfahrung davon hat jeder schon gemacht: Wenn man in Gedanken versunken dasitzt, hört man nichts. Die Augen mögen offen sein, je­mand geht vorüber, doch man bemerkt es nicht. Das ist also eine Stufe, auf der man es begreifen kann. Was ist aber, wenn sich die Aufmerksamkeit völlig zu­rückzieht? Wenn man eine Spritze bekommt, sagt man: "Gut, spritzen sie!" Wenn man seine Aufmerksamkeit zurückzieht, spürt man zwar den Schmerz, aber ge­ringer. Das ist also das Zurückziehen der Aufmerksamkeit von außen bis zum Sitz der Seele hinter den Augen. Es ist etwas Praktisches, das auch demonstriert wird.

Die Menschen sind mit den nach außen gerichteten Sinnen identifiziert, mit dem Verstand und diesem und jenem. Wenn wir aber Praktiken anwenden, die damit in Zusammenhang stehen, wie wollen wir uns dann darüber erheben? Man­che Menschen haben einen (bestimmten) Hintergrund: Sie sehen Licht. Ich habe solche Menschen gesehen. Doch sie lassen sich vom Arzt behandeln, die Armen, weil sie nicht wissen, was das ist.

Dies ist also ein bestimmter Weg. Das Leben nach dem Tod existiert genauso sicher, wie zwei plus zwei vier ist; und nur im menschlichen Körper sind wir fähig, uns über das Körperbewusstsein zu erheben, uns selbst und das Überselbst zu er­kennen, Stufe um Stufe, bis wir schließlich im Absoluten aufgehen. Und dafür braucht man jemanden, der auch das Jenseits kennt, jemand, der uns etwas geben kann, womit wir beginnen können – nennt Ihn mit welchem Namen ihr wollt.

Wir haben in der Sendung "Auf dem Weg zu einem höheren Bewusstsein" über Mei­ster gesprochen. Unser Programm wird von der "Siddharta-Stiftung für das Studium höheren Bewusstseins" in Walthham, Massachusetts produziert. Mein Name ist Da­vid Tuturner.

Sant Kirpal Singh: Es ist gut.

Ich danke Ihnen.

 

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