Von Sant Kirpal Singh, London, 14. September 1972
Vortrag als MP3
Der menschliche Körper ist die höchste Form in der ganzen Schöpfung. Er ist eine goldene Gelegenheit, die wir erhalten haben, denn allein in diesem menschlichen Körper können wir Gott erkennen. Aber um Gott zu erkennen, müssen wir zuerst uns selbst erkennen, denn Gott kann nicht durch die nach außen gehenden Sinne, durch das Gemüt oder den Intellekt erkannt werden. Mit dem Intellekt (Verstand) können wir nur versuchen, bestimmte Dinge zu begreifen. Allein die Seele kann die Überseele erkennen, denn die Seele ist vom selben Wesen wie Gott. Gott ist All-Bewusstsein und unsere Seele ist ein Tropfen aus dem Ozean allen Bewusstseins.
Um also Gott zu erkennen, müssen wir zuerst uns selbst erkennen, denn nur Gleiches kann Gleiches erkennen.
Doch unglücklicherweise ist unsere Seele umgeben vom Gemüt und den nach außen gehenden Sinnen; unsere Seele ist unter der Kontrolle des Gemütes, das Gemüt ist unter der Kontrolle der nach außen gehenden Sinne, und die nach außen gehenden Sinne wiederum werden unwiderstehlich von den äußeren Vergnügungen angezogen. So sagten alle Meister, dass wir zuerst uns selbst erkennen müssen. "Erkenne dich selbst!" Osten und Westen machen da keinen Unterschied, seht ihr? Diejenigen, die Gott erkannt haben, sagen alle dasselbe. Doch Selbsterkenntnis ist nicht möglich auf der Ebene der Gefühle oder indem wir Schlussfolgerungen ziehen (darüber nachdenken), sondern durch Selbstanalyse, indem wir uns über das Körperbewusstsein erheben.
Doch wie ist das möglich? Die Sinne müssen unter Kontrolle sein, das Gemüt muss zur Ruhe gebracht werden, und auch der Verstand muss – nachdem er verstanden hat, worum es geht – für eine Weile aufhören zu arbeiten. Nur dann können wir uns selbst erkennen.
Es ist einfach eine Sache der Selbstanalyse, es ist ein Sich-Erheben über das Körperbewusstsein.
Gott auf der Ebene der Gefühle erkennen zu wollen oder indem man Schlussfolgerungen zieht, ist nicht möglich, da diese dem Irrtum unterworfen sind. Sehen steht über allem. Sich über das Körperbewusstsein zu erheben ist eine praktische Erfahrung, die man zu den Füßen von einem erhalten kann, der täglich das Körperbewusstsein übersteigt. Paulus sagte: "Ich sterbe täglich." Was bedeutet das, täglich zu sterben? Wir müssen uns demselben Vorgang unterziehen, wie zum Zeitpunkt des Todes, wenn die Seele den Körper verlässt. Plutarch sagt dasselbe: "Die Seelen derjenigen, die in die Mysterien des Jenseits eingeweiht werden, machen dieselbe Erfahrung des Zurückziehens vom Körper wie zur Stunde des Todes."
Ihr wisst, dass der äußere Ausdruck der Seele die Aufmerksamkeit ist. Zur Zeit des Todes wird die Aufmerksamkeit von außen ganz zurückgezogen. Wenn man zu jemandem geht, der im Sterben liegt, erkennt er einen nicht, denn seine Aufmerksamkeit ist von außen ganz zurückgezogen. Dann erstarrt der untere Teil des Körpers, die niederen Chakras werden gebrochen und wir kommen zum Sitz der Seele im Körper, der hinter den Augen liegt. Dann drehen sich die Augen nach oben.
"Lernt zu sterben, damit ihr zu leben beginnen könnt!"
Sich selbst zu erkennen – wie ich euch schon sagte, diese Erfahrung oder den Beweis davon kann man zu den Füßen von einem erhalten, der sich selbst täglich (über den Körper) erhebt; er ist auch in der Lage, euch einen Beweis davon zu geben, dass ihr das Leben im Körper seid und nicht der Körper, versteht ihr?
Dieser menschliche Körper ist also ein wunderbares Haus, in dem wir leben. Es gibt so viele Öffnungen in ihm, die Augen, die Ohren, die Nasenlöcher, den Mund usw. und dennoch können wir ihn nicht verlassen, da eine höhere Kraft uns im Körper hält und kontrolliert. Unser Körper arbeitet nur so lange, wie wir in ihm sind, und wir werden so lange in diesem Körper verweilen, solange wir von dieser höheren Kraft darin kontrolliert werden. In den Heiligen Schriften wird diese Kraft die sich zum Ausdruck bringende Gotteskraft, "Naam" oder "Wort" genannt. Wenn diese Kraft zurückgezogen wird, müssen wir den Körper verlassen.
Wenn man sich also durch Selbstanalyse über das Körperbewusstsein erhebt, erhält man einen praktischen Beweis, was es heißt, sich selbst zu erkennen.
Wenn ihr euch selbst erkennt, seht ihr, dass eine Kraft euch kontrolliert.
Man muss den Körper für immer verlassen, wenn die karmische Verbindung zerbricht, wenn die Silberschnur, die aus den Reaktionen aus der Vergangenheit beruht, zerbrochen wird; eine solche Seele kehrt nicht mehr in den Körper zurück. Doch wenn ihr lernt, euch über das Körperbewusstsein zu erheben während ihr lebt, ist der Vorgang derselbe. Dann erkennt ihr, dass eine Kraft euch kontrolliert.
Wie ich euch schon gestern erzählte, lag einmal ein Atheist auf dem Sterbebett. In seinem Zimmer stand groß geschrieben: "God is nowhere!" (Gott ist nirgendwo.) Ein Kind kam und fing an zu lesen: "G-o-d i-s n-o-w h-e-r-e: God is now here!" (Gott ist jetzt hier.) Und der sterbende Mann sagte: "Ja, mein Kind, es ist eine Kraft hier!"
Durch Selbstanalyse erkennt man also sich selbst, indem man sich einfach über das Körperbewusstsein erhebt. Wenn man diese Kraft erkennt, die uns im Körper kontrolliert, dann wird sie offenbar.
Nur im menschlichen Körper können wir Gott erkennen.
Die ganze Welt ist voll von verschiedenen äußeren Übungen (Riten und Ritualen), seht ihr, so viele Dinge. Doch sie sind nur die Vorbereitung des Bodens. All das sind natürlich gute Handlungen, doch wenn wir ein Symbol vor uns haben, dann ist das nur dazu da, um den Sinn dahinter zu erkennen, wozu das Modell gemacht wurde.
Gestern wurde erklärt, dass Gott der Wortlose, der Namenlose, Ashabd ist. Als Er sich zum Ausdruck brachte, als der Absolute Gott wünschte: "Ich möchte Viele werden!", da entstand eine Schwingung, die zwei Dinge bewirkte: Licht und Ton.
Gott ist Licht, Gott ist die Musik der Sphären – Nada.
Das sind die beiden äußeren Ausdrucksformen der sich zum Ausdruck bringenden Gotteskraft, die das ganze Universum und auch uns in diesem Körper kontrolliert. Mit ihr kann man in Verbindung kommen, wenn man sich über das Körperbewusstsein zum Sitz der Seele im Körper erhebt, der hinter den Augen liegt. Das ist also eine praktische Angelegenheit, die erfahren werden kann.
Erst wenn ihr etwas mit euren eigenen Augen seht, dann seid ihr überzeugt, nicht vorher.
Aus zwei Gründen hat der Mensch Angst zu sterben. Einmal weil wir nicht wissen, wie wir den Körper verlassen müssen; wir haben keine Erfahrung davon. Wir sind so sehr an das Äußere gebunden, dass wir es nicht wagen, uns von außen zurückzuziehen. Selbst wenn wir uns von außen zurückziehen wollten, könnten wir es nicht, da wir so sehr mit den äußeren Dingen identifiziert sind. Aus diesem Grund also müssen wir lernen, wie wir uns von außen zurückziehen können. Wenn man weiß, wie man den Körper täglich verlässt, wenn man täglich stirbt – wie Paulus sagt – und täglich das Kreuz auf sich nimmt (der stehende Mensch mit ausgebreiteten Armen bildet ein Kreuz), dann wird der Tod eine Sache der Freude. Denn alle Herrlichkeit und Schönheit liegt in euch. Die Astralebene ist schöner als die äußere, physische Welt. Die Kausalebene ist noch schöner, und die höheren Ebenen haben noch mehr Schönheit und Glückseligkeit. Wer dieses Glück einmal erfährt, ist bereit – wann immer es möglich ist – dorthin zu gehen. Weil wir jedoch keine Verbindung damit haben, gibt sich das Gemüt den äußeren Vergnügungen hin und ist mit diesem bisschen Glück zufrieden. Was aber tun wir? Wir machen Modelle vom menschlichen Körper. Der menschliche Körper ist der wahre Tempel; in ihm leben wir und ebenso jene Kraft, die uns im Körper kontrolliert. Der, mit dem wir in Verbindung kommen möchten, und auch wir, die nach dieser Verbindung suchen, – beide wohnen zusammen im selben Körper.
Doch wir können Ihn nicht sehen, weil unsere Seele unter der Herrschaft des Gemüts steht, und das Gemüt wiederum den nach außen gehenden Sinnen unterliegt, die von den äußeren Vergnügungen angezogen werden. Wir haben uns so sehr damit identifiziert, dass wir unser wahres Selbst vergessen haben.
Wenn man lernt, wie man täglich das Körperbewusstsein übersteigen kann, dann verliert der Tod seinen Stachel.
Die Hinduschriften berichten uns, dass der Mensch zur Stunde des Todes, wenn die Seele den Körper verlässt, schreckliche Schmerzen erleidet. Es ist vergleichbar mit dem Biss von Skorpionen. Am Anfang ist es nur ein kleiner Biss, dann aber schmerzt es fürchterlich. Der Tod ist mit dem Biss von tausend Skorpionen vergleichbar.
In den mohammedanischen Schriften heißt es: "Wenn die Seele den Körper verlässt, erfährt sie Schmerzen, wie wenn ein Dornenbüschel vom Rektum bis zum Mund hindurchgezogen würde." Seht ihr, wie schrecklich sich mancher zur Stunde des Todes fühlt, wenn er nicht gelernt hat, wie man stirbt. Darum sagen alle Meister: "Lerne zu sterben, damit du zu leben beginnen kannst!" Alle Meister sagten dasselbe, jeweils in ihrer eigenen Sprache.
Der zweite Grund ist, dass wir nicht wissen, was unser Schicksal sein wird, nachdem wir den Körper verlassen haben. Aus diesen beiden Gründen haben wir Angst vor dem Tod. Wenn wir zu Füßen von jemandem sitzen, der uns einen Beweis davon geben kann, wie man das Körperbewusstsein übersteigt und uns eine Verbindung mit der sich zum Ausdruck bringenden Gotteskraft geben kann, dem Licht- und Tonprinzip, so ist das der direkte Weg zurück zum Absoluten Gott; ohne Umwege. Das ist ein natürlicher Yoga, versteht ihr?
Wenn das Gemüt diese Glückseligkeit erfährt, dann ist es nur natürlich, dass die äußeren Vergnügungen die Wirkung auf euch verlieren.
Was aber tun wir? Wir haben Modelle des menschlichen Körpers im Äußeren gemacht: die Tempel sind kuppelförmig (dem menschlichen Kopf nachgebildet); die Kirchen nasenförmig, und die Moscheen in der Form der menschlichen Stirn. Wir finden darin zwei Symbole der sich zum Ausdruck bringenden Gotteskraft: Licht und Ton. Wir gehen dort hin. Es sind Modelle, die uns zeigen, dass dieses Licht und dieser Ton in uns sind.
Solange praktisch erfahrene Menschen da waren, gaben sie den anderen eine Erfahrung, einen Beweis davon, wie man sich über das Körperbewusstsein erhebt und eine Verbindung mit jenem Licht und Ton erhält, welche die äußeren Aspekte der sich zum Ausdruck bringenden Gotteskraft sind; und sie waren überzeugt. Doch weil es an praktisch erfahrenen Menschen fehlt, wurden diese Symbole zum Wichtigsten erhoben. Es sind jedoch nur Modelle, die zeigen sollten, dass das Licht Gottes und das Tonprinzip in euch sind. Weil uns solche praktisch erfahrenen Menschen fehlen, ist niemand da, um uns das Licht in uns zu zeigen. So gehen wir einfach in die Kirchen, Moscheen und Tempel, zünden Kerzen an und lassen die Glocken läuten. Beides ist nur eine Sache äußerer Verehrung. Wir aber binden uns an die äußeren Formen der Verehrung, die uns nur zeigen sollten, dass jenes Licht in uns ist und wir uns über den Körper erheben müssen, um eine Verbindung mit dem wahren Licht, mit dem wahren Ton – der sowohl im menschlichen Körper wie in der gesamten Schöpfung widerhallt – zu erlangen.
Diejenigen aber, die das gesehen haben, sagen dann: "Der Körper ist der Tempel Gottes!" Die Meister sagen: "Der Menschenkörper ist der wahre Tempel Gottes, in welchem das Licht Gottes leuchtet." Wir sind so sehr an die äußeren Formen der Verehrung gebunden, weil es keine Menschen gibt, die die praktische Erfahrung geben können. Wir sind von Tag zu Tag von diesen äußeren Formen in Anspruch genommen, die nur zur Vorbereitung des Bodens gedacht sind, um die Menschen erkennen zu lassen, worum es geht.
Wenn der Meister zu uns kommt, öffnet Er das Einzelauge in uns, auch Drittes Auge oder "Shiv Netra" genannt, so-dass man jenes Licht selber sieht. Wenn ihr diese Erfahrung erhaltet, ist es ganz leicht, den Körper zu verlassen; dann ist es eine Sache der Freude.
Kabir sagt: "Die Menschen haben sogar Angst davor, nur den Namen des Todes zu hören. Ich aber freue mich sehr, wenn ich den Namen des Todes höre, denn nur dann kann ich mit Gott über mir eins werden!"
Nun möchte ich über Guru Amar Das, den dritten Guru der Sikhs, sprechen. Er war von äußeren Praktiken, Symbolen und Gedankenschulen 70 Jahre lang in Anspruch genommen. Man wird erst zufrieden sein, wenn man etwas selbst sieht. Erst, wenn ihr es selbst seht, könnt ihr sagen: "Gott ist Licht." Solange ihr es nicht seht und nur denkt, dass Gott Licht ist, seid ihr nicht im Licht Gottes. Auch wenn ihr sagt: "Gott ist Licht", ist es für euch wahr? Nein.
Als Guru Amar Das 70 Jahre lang gesucht hatte ("Klopfet an, und es wird euch aufgetan"), traf Gott Vorkehrungen, um ihn mit Guru Angad, dem zweiten Guru der Sikhs in Verbindung zu bringen. Er gab ihm die Erfahrung des Sich-Erhebens über das Körperbewusstsein und öffnete sein Drittes Auge oder Einzelauge, sodass er das Licht Gottes sehen konnte und dann sagte: "Gott ist Licht." Weiter sagte er: "Siebzig Jahre lang habe ich mich mit den äußeren Formen der Verehrung beschäftigt, mit Dingen, die nur die äußere Seite betreffen."
Es sind natürlich gute Handlungen, denn sie sind für Gott bestimmt. Doch ihr seid dabei selbst die Handelnden, ihr tut es mit Ego. Was auch immer ihr sät, werdet ihr ernten. Habt ihr gute Gedanken, werden gute Handlungen die Folge sein. Schlechten Gedanken werden schlechte Taten folgen. Das ist die Ursache des Kommens und Gehens in dieser Welt, denn ihr werdet dorthin gehen, wo ihr gebunden seid. So geht es ständig vor sich.
Doch wenn ihr seht, dass jene Kraft über euch wirkt, werdet ihr wie jener Atheist, von dem ich euch vorher erzählte, sagen: "Ja, mein Kind, diese Kraft wirkt über uns." Das könnt ihr nur erfahren, wenn ihr euch über das Körperbewusstsein erhebt und selbst seht, dass diese Kraft alles kontrolliert.
Welchen Aspekt Gottes könnt ihr erfahren? Nicht den Absoluten Gott; Ihn hat nie jemand gesehen. Bevor Er sich zum Ausdruck brachte, war Er Namenlos und Wortlos. Als Er sich zum Ausdruck brachte, wurde Er das Wort genannt, Naam oder Shabd. Licht und Ton sind die beiden Aspekte des Wortes. "Dein Wort ist meines Fußes Leuchte." Versteht ihr? Indem man mit Naam in Verbindung kommt, sieht man jenes Licht, das sich vergleichen lässt mit Hunderten und Tausenden von Sonnen, die zu gleicher Zeit aufgehen.
In wem auch immer dieses Licht erstrahlt, der ist ein wahrer Schüler (Sikh).
Die äußeren Kennzeichen der einen oder anderen Religion zu tragen, oder sich verschiedenen Gedankenschulen oder Gemeinschaften anzuschließen, heißt nicht unbedingt, dass ihr das Ziel bereits erreicht habt, weswegen ihr euch dieser Gedankenschule angeschlossen habt.
Ein wahrer Schüler ist man nur, wenn man das Licht Gottes sieht. Ein wahrer Hindu ist einer, der das Licht Gottes im Inneren sieht. Ein wahrer Christ ist jemand, der das Licht Gottes sieht; ein wahrer Mohammedaner ist, wer das Licht Gottes sieht. Dasselbe gilt für alle, seht ihr? Wenn jemand, der nichts sieht, sagt: "Gott ist Licht", ist es wie das Werk eines Blinden, versteht ihr? Erst wenn ihr seht, dass Er Licht ist und die kontrollierende Kraft, die uns erhält, und wir bloß Marionetten in Seiner Hand, dann verliert ihr euer Ego, denn ihr erkennt, dass eine höhere Kraft wirkt und nicht ihr.
Als Guru Amar Das diese Erfahrung erlangte, sagte er: "Wenn man Ihn anbetet oder lobt, ohne Ihn zu sehen, ist das wie das Werk eines Blinden." Seht erst und dann sprecht davon. Das sagen alle Meister. Solange ihr Ihn nicht seht, ist es gut, Gott zu loben, denn dann sind eure Gedanken auf Gott gerichtet. Doch euer Ego und euer Handeln ist noch da, und so gilt: "Wie ihr sät, so werdet ihr ernten."
Erst wenn ihr seht, dass jene Kraft wirkt und nicht ihr, dann verliert ihr all euer Ego.
Wenn man also mit der sich zum Ausdruck bringenden Gotteskraft in Verbindung kommt, wenn ihr seht, dass es jene kontrollierende Kraft ist, die uns im Körper hält und wir bloß Marionetten in Seiner Hand sind, dann verschwindet das Ego. Das aber könnt ihr nur erhalten zu Füßen von einem, der darin Erfahrung hat. Nennt ihn, mit welchem Namen ihr wollt; einer, der fähig ist, euer inneres Auge zu öffnen, damit ihr das Licht Gottes sehen könnt.Zu seiner Zeit gab Guru Amar Das das Wesentliche oder die Essenz der Lehre in einer Hymne wieder, die ich euch jetzt nahebringen möchte. Er sagt: "Schaut her, wo ist Gott?" Und er antwortet: "Gott ist in dieser Höhle des Körpers." Eine Höhle ist immer lang und dunkel. Versteht ihr? In dieser Höhle des menschlichen Körpers lebt Gott, der unendlich und jenseits aller nach außen gehenden Sinne ist. Er lebt in ihm.
Der Körper ist der Tempel Gottes.
Maulana Rumi berichtet, dass Prophet Mohammed uns erzählt, dass Gott sagt: "Ich bin so groß, dass diese ganze Welt, der Himmel und die höheren und niederen Ebenen, die ganze Schöpfung nicht fähig sind, mich in sich aufzunehmen, so groß bin Ich." Aber Er sagt weiter: "Sonderbar genug, dass ich in dem Herzen eines Ergebenen wohne! Ich bin in jedem. Ich wohne in jedem Herzen."
Kabir sagt: "Ich ging auf Pilgerfahrt nach Mekka und Medina. Als ich auf dem Weg war, kam Gott zu mir. Er begann mich zu tadeln und sagte: Wer hat dir gesagt, dass Ich hier bin? Ich bin in dir!" Seht ihr? Kabir war danach aus, Gott zu finden, indem er von Ort zu Ort ging. Ich gebe euch die Essenz dessen, was alle Meister sagten. Ich brauche nicht alles zu zitieren, denn es gibt Hunderte von Zitaten. Sie sagen:
"Der, den du dir wünscht, Er ist in dir. Er ist die Kraft, die dich kontrolliert. Er wohnt im Körper. Der Körper ist der wahre Tempel Gottes."
Die äußeren Modelle wurden gemacht, um euch darauf hinzuweisen, dass diese Kraft in euch ist. Solange wir diese Kraft nicht sehen, können wir unser Ego nicht verlieren, und solange wir unser Ego nicht verlieren, müssen wir immer wieder (auf diese Erde) kommen. Das sagen uns alle Meister. Guru Amar Das sagt: "Gott wohnt auf ähnliche Weise in euch, wie rote Farbe in der Krapp-Pflanze verborgen ist. Je mehr ihr sie in Wasser rührt, um so mehr Farbe gibt sie ab; so, wie das Feuer im Holz verborgen ist, das man entfacht, indem man Holz reibt; so, wie Butter in der Milch ist, die man jedoch erst erhält, wenn man den Rahm abseiht und ihn rührt. Auf ähnliche Weise wohnt Gott in euch."
Alle Meister sagen uns: "Gott wohnt in uns. Er wohnt in den Herzen aller." Doch wir sehen Ihn nicht. Guru Amar Das sagt: "Es ist wie grauer Star. Wenn Menschen an grauem Star leiden, können sie nicht sehen. Erst, wenn er vorsichtig beseitigt wird, können sie wieder sehen." Ähnlich (werden wir wieder sehend), wenn unsere Aufmerksamkeit von außen ganz zurückgezogen wird und zum Sitz der Seele im Körper – der hinter den Augen liegt – gebracht wird; zum Zehnten Tor im Körper, welches zum Jenseits führt; dort, wo man "anklopfen kann und einem aufgetan wird" (wie Jesus sagte).
So beschreibt Guru Amar Das auf alle Arten, wie er dies erlangte, und was der Grund ist, warum die Menschen den falschen Weg gehen. Zuerst sagt er: "Der, nach dem ihr sucht, wohnt in eurem menschlichen Körper. Er ist verborgen in euch." Seht ihr? Auch die ganze äußere Erscheinungswelt besteht nur aus der sich zum Ausdruck bringenden Gotteskraft. All dies entstand aus Ihm, wo gibt es also einen Ort, an dem Er nicht ist?
Wenn ihr in die Luft schaut, dann könnt ihr dort nichts sehen. Wenn ihr jedoch durch ein Mikroskop schaut, das alles 700-mal vergrößert, dann werdet ihr sehen, dass alles voller Bakterien ist. Sie sind auch jetzt da. Entweder werden diese Dinge so vergrößert, dass sie auf unsere Wahrnehmungsebene kommen, oder unsere innere Wahrnehmung muss so subtil werden, dass wir auf diese Ebene kommen, dann können wir sie sehen.
Gott wohnt also in uns. Die Meister sagen, dass sie Ihn in diesem menschlichen Körper gesehen haben. All jene, die versuchen, Ihn durch äußere Übungen oder das Beachten äußerer Regeln zu finden, werden Ihn niemals erlangen. All das sind gute Handlungen, das leugnen sie (die Meister) nicht, doch das Ego ist da. Ihr seid selbst die Handelnden dabei, so müsst ihr säen, und wie ihr sät, so werdet ihr ernten! Gute Handlungen bringen euch Gutes, doch euer Kommen und Gehen geht weiter und weiter, versteht ihr?
Wenn ihr seht, dass Gott der Handelnde ist, verliert ihr euer Ego, und euer Kommen und Gehen wird enden.
Das ist es, was Guru Amar Das sagt. Wenn ihr zu Füßen eines Meisters kommt, gibt Er uns eine Verbindung mit der sich zum Ausdruck bringenden Gotteskraft, welche Wort, Shabd oder Naam genannt wird. Dann seht ihr selbst: Gott ist da! Doch nicht der Absolute Gott, sondern die sich zum Ausdruck bringende Gotteskraft, die zwei Aspekte hat: ihr seht das Licht Gottes und hört die Musik der Sphären. Nun dankt Guru Amar Das: "O Gott, ich danke dir, ich gebe mich Dir vollkommen hin. Siebzig lange Jahre habe ich Dich gesucht, nun danke ich meinem Guru, zu dessen Füßen ich diese Erfahrung erhielt. Nicht nur einmal, sondern hundertmal opfere ich mich dem Meister, der Gott in mir offenbarte!"
So seht ihr, dass wir bei jedem Schritt einen Lehrer brauchen. Auch die Kinder brauchen Eltern, Brüder und Schwestern, die sie lehren. In der Schule brauchen wir Lehrer. In allen äußeren Dingen, welche in Verbindung stehen mit den nach außen gehenden Sinnen, dem Gemüt oder dem Intellekt, möchten wir Führung haben.
Und bei diesem Thema, wie man sich über das Körperbewusstsein erhebt, wie man sich über die nach außen gehenden Sinne erhebt, da braucht ihr keinen Lehrer? Ihr braucht einen! Doch warum fürchten wir uns davor? Wir haben Angst, weil die Welt voller Lehrer ist, entschuldigt bitte, was ich jetzt sage. Christus sagte auch: "Sie kommen als Lämmer, doch sie sind reißende Wölfe."
Es gibt so viele, die etwas zur Schau stellen und den anderen etwas vormachen, und die Menschen können nicht mehr unterscheiden, was wahr oder unwahr ist. Die Meister geben euch folgenden Prüfstein dafür:
"Solange ihr nicht mit eigenen Augen seht, was der Meister sagt, und ihr es nicht selbst bezeugen könnt, glaubt den Worten des Meisters nicht!"
Das ist wirklich ein guter Prüfstein. Damit kann man das Falsche vom Wahren unterscheiden.
Guru Amar Das sagt also: "O Gott, ich danke meinem Guru, der jene sich zum Ausdruck bringende Gotteskraft, nach der ich siebzig Jahre lang suchte, in mir offenbarte. Dank sei Gott!" Wer diese Erfahrung erlangt, fühlt große Dankbarkeit.
Weiter sagt Er: "Das erste ist Naam, jene sich zum Ausdruck bringende Gotteskraft, die zwei Aspekte hat. Sie gibt euch ewiges Leben, wenn ihr mit ihr in Verbindung kommt." Amrit bedeutet das Wasser des Lebens, welches euch ewiges Leben gibt, ihr werdet nie mehr sterben. Wenn ihr zu sterben lernt, erhaltet ihr ewiges Leben. "Lerne zu sterben, damit du zu leben beginnen kannst!"
Dieses Wasser des Lebens könnt ihr aber nur erhalten, wenn ihr lernt, wie man sich über das Körperbewusstsein erhebt. Dann erlebt ihr göttliche Berauschung und Glückseligkeit, wodurch das Gemüt alle äußeren Vergnügungen vergisst. Das können wir nur im menschlichen Körper zu Füßen eines Meisters erhalten. Er erhebt sich täglich über das Körperbewusstsein, hundertmal am Tag, wenn Er will, und Er erhebt auch andere über das Körperbewusstsein. Er gibt ihnen eine praktische Erfahrung, und sie sehen wirklich selbst. Einige erhalten mehr, andere weniger. Doch jedem wird ein Startkapital gegeben.
Angenommen, jemand kommt zu euch und hält einen Vortrag über Geschäftsprinzipien, einen wunderbaren Vortrag mit sehr guten Informationen, doch die Leute – für die dieser Vortrag gehalten wird – haben kein Geld. Was wird ihnen dieser Vortrag helfen?
Wenn also Leute zu uns kommen und uns wunderbare Geschichten vom Jenseits erzählen, sind sie auch fähig, uns etwas zu geben, mit dem wir beginnen können? Sie halten nur schöne Reden. Wo alle Philosophien der Welt enden, dort beginnt die Religion. Man muss etwas erhalten, mit dem man beginnen kann; mag es wenig sein oder mehr, versteht ihr?
Ihr könnt also eine Erfahrung davon erhalten. Sie birgt große Süße und Glückseligkeit in sich.
Nun sagt er, dass es sehr schwierig ist, sich über das Körperbewusstsein zu erheben. Yogis haben Hunderte von Jahren gebraucht, um sich über den physischen Körper zu erheben. Sie praktizierten Kumbhak, Atemkontrolle in den verschiedenen Zentren (Chakras) im Körper. Schließlich gelangten sie zum sechsten Chakra hinter den Augen, welches der Sitz der Seele im Körper ist. Dann sahen sie und kamen mit dem Tonprinzip in Verbindung. Wie lange das dauert!
Wenn jedoch Meister kommen, geben sie euch gleich am Beginn ein wenig von ihrer Aufmerksamkeit, und wie viele Leute auch immer dort sein mögen, all ihre Aufmerksamkeit wird zurückgezogen, geht nach oben und das innere Auge öffnet sich. Ihr erhaltet eine Erfahrung vom Licht- und Tonprinzip, womit ihr beginnen könnt. Was für ein großes Zugeständnis ist das heutzutage!
Und wie gibt der Meister es? Es ist sehr schwierig, sich über das Körperbewusstsein zu erheben, und euch wird, weniger oder mehr, eine Erfahrung davon gegeben, wie man sich erhebt; ihr erhaltet ein Anfangskapital von Licht und Ton, um damit beginnen zu können. Dann müsst ihr es weiter entwickeln!
Wo die Philosophien der Welt enden, wie ich euch bereits sagte, da beginnt die Religion. Religion bedeutet: "re" – zurück, "ligio" – binden; eure Aufmerksamkeit, welche der äußere Ausdruck der Seele ist, von außen ganz zurückzuziehen und mit Gott in euch in Verbindung zu bringen.
Nun erhebt sich die Frage, wie der Meister dies gibt. Guru Amar Das gibt das Beispiel von Collyrium, welches auf die Augen gelegt wird. Gott gibt das Collyrium jenes inneren Wissens, das hinter den Augen (am Sitz der Seele) zu erfahren ist. Er gibt es auf ganz praktische Weise. Versteht ihr? Wenn das Collyrium auf die Augen gelegt wird, beginnt ihr zu sehen.
In ähnlicher Weise zieht ein Gottmensch oder Heiliger, nennt ihn mit welchem Namen ihr wollt, eure Aufmerksamkeit von außen zurück und bringt sie nach oben hinter die Augen. Dann seht ihr Licht.
Wie gibt euch ein Gottmensch oder Heiliger dieses innere Wissen, das Collyrium von Licht und Ton? Indem Er eure Aufmerksamkeit von außen zurückzieht und sie zum Sitz der Seele hinter den Augen bringt, wozu die Yogis Hunderte von Jahren brauchten, um das zu erlangen. Wenn ihr die Augen schließt, seht ihr Dunkelheit. Wenn der Meister euch jedoch eine Meditationssitzung gibt, wird eure Aufmerksamkeit von außen zurückgezogen, geht nach oben, die Dunkelheit schwindet, und ihr seht Licht! Ihr selbst könnt dann bezeugen, dass es Licht ist.
Er sagt nicht, dass ihr es erst in Hunderten von Jahren bekommen werdet, nach dem Leben, am Ende des Lebens oder in zehn Jahren. Er gibt euch sofort etwas, womit ihr beginnen könnt. Zuerst ist alles dunkel. Dann, wenn ihr selber seht, seid ihr überzeugt. So erzählt Guru Amar Das seine Geschichte.Alle Heiligen sagen, dass diejenigen, die Gott nicht sehen und Ihn loben, Blinde sind. In der Terminologie der Heiligen ist ein Blinder nicht einer, der keine Augen (im Kopf) hat, sondern einer, dessen inneres Auge nicht geöffnet ist und der das Licht Gottes nicht sieht. Kabir sagt: "Ich sehe lauter Blinde um mich herum. Wären es nur einer oder zwei, könnte ich es ihnen erklären. Doch wohin ich auch sehe, alle sind blind!" Eine sehr direkte Aussage, doch sie ist wahr. Der Lehrer des Menschen ist der Mensch. Gott wohnt in jedem Herzen, doch nur derjenige, in dem Gott offenbart ist, kann auch euch einen Beweis davon geben, das ist alles.Die Gnade Gottes wirkt durch einen Menschenkörper. "Das Wort wurde Fleisch" kann man sagen. Gott offenbart sich in einem Menschenkörper. Jene Kraft zieht eure Aufmerksamkeit von außen zurück, bringt sie nach oben und dann seht ihr Licht; euer inneres Auge oder Einzelauge wird geöffnet. Es wird geöffnet, wenn eure ganze Aufmerksamkeit von außen zurückgezogen wird, ihr euch über die Chakras erhebt und den Sitz der Seele im Körper erreicht, welcher hinter den Augen ist. Dann seht ihr selbst.
Aus diesem Grund sagt uns Guru Amar Das: "Diejenigen, die Gott in all den weltlichen Dingen – im Äußeren finden möchten oder in äußeren Übungen, sie mühen sich umsonst." Diese äußeren Bemühungen sind vergleichbar mit einem Mann, der obwohl er Tag und Nacht arbeiten muss, kein Geld dafür bekommt.
Die wahre Sache besteht darin, Gott zu erkennen.
Die Leute befassen sich nur mit den äußeren Formen. Dadurch können wir jedoch Gott nicht sehen. Natürlich sind das gute Handlungen, die euch gute Ergebnisse bringen, doch euer Ego wird nicht beseitigt und euer Kommen und Gehen geht weiter. Diejenigen, die unter der Kontrolle des Gemütes und der nach außen gehenden Sinne sind, die mit ihnen identifiziert sind, sagen: "Wie kann dort Licht im Innern sein? Wer sagt das? Wenn man die Augen schließt, ist alles dunkel!" Sie glauben es nicht. Erst wenn sie es selbst sehen, dann müssen sie sagen: "Ja, da ist etwas!" Der Meister sagt also, dass man nichts glauben soll, was ein Meister sagt, solange man nicht selbst eine Erfahrung (sei es wenig oder mehr) erhalten hat und sie bezeugen kann. Das ist das Werk eines Meisters oder Heiligen, wodurch ihr das Richtige vom Falschen, die reißenden Wölfe von den Lämmern unterscheiden könnt. Guru Amar Das sagt: "Mit der Gnade des Meisters habe ich Gott gefunden!" Wie? Durch Selbst-Analyse.
Der Makrokosmos ist im Mikrokosmos. Als er sich über das Körperbewusstsein erhob – es gibt drei Stufen des Gemüts: erstens, das physische, zweitens das astrale und drittens das kausale Gemüt – sagte er: "Als ich mich über den physischen Körper und das physische Gemüt erhob, sah ich Licht. Als ich mich über das astrale Gemüt und den astralen Körper erhob, sah ich mehr Licht. Als ich mich auch darüber erhob, war noch mehr Licht da!"
Es ist wie bei einer brennenden Lampe, über die drei oder vier Hüllen gelegt sind: ihr könnt kein Licht sehen. Wenn man aber eine Hülle entfernt, seht ihr ein wenig Licht. Entfernt man die zweite, seht ihr mehr Licht. Entfernt man die dritte, wird noch mehr Licht sichtbar.
Gott ist alles Licht.
Erhält man ein Anfangskapital des Licht- und Tonprinzips, wird es mehr und mehr und entsprechend der Dichte der verschiedenen Ebenen immer wunderbarer und süßer. Guru Amar Das erzählt alles darüber, wie er Gott erlangte, indem er sich durch Selbstanalyse vom physischen Körper und physischen Gemüt, vom astralen Körper und astralen Gemüt und vom kausalen Körper und kausalen Gemüt trennte.
Nun sagt er weiter: "Ein Gottmensch oder Mensch-in-Gott oder nennt ihn wie ihr wollt, Sadhu, Heiliger, älterer Bruder oder Vater, Er gibt euch eine Erfahrung des Lichtes, indem Er eure Aufmerksamkeit ins Augenzentrum bringt. Dann seht ihr Licht.
Wenn ihr dort verweilt, seht ihr wirklich und ihr beginnt Gott zu loben.
"Diese Leute, die Gott loben, ohne Ihn zu sehen, sind wie Blinde!" Natürlich sind das gute Handlungen, das leugnet der Meister auch nicht, es sind gute Taten, seht ihr, und doch ist das eigene Handeln dabei. Die natürliche Folge wird sein: "Wie ihr sät, so werdet ihr ernten!"
Nun geht Guru Amar Das weiter: "Dieser Menschenkörper ist ein wunderbares Haus: es hat zehn Tore. Neun sind sichtbar, eines ist verborgen!" Zwei Augen, zwei Ohren, zwei Nasenlöcher, der Mund und zwei unten sind offen und sichtbar. Neun Tore sind offen zur Sinneswelt, und es gibt ein zehntes Tor hinter den Augen, durch das die Seele, wenn sie dorthin gelangt und sich das Einzelauge öffnet, ins Jenseits geht. Er sagt: "Solange du nicht deine Aufmerksamkeit von außen, von den neun Toren, zurückgezogen hast und nicht zum zehnten Tor gelangt bist, kannst du weder das Licht sehen noch das Tonprinzip hören!" Er gibt uns ganz klar seine ganze Lebenserfahrung. Die Leute sagen, dass die Heiligen diese Dinge geheimhalten. Nein, nein; sie sagen es ganz öffentlich, versteht ihr? Es ist für euch alle.
Wenn ihr euch erheben könnt, tut es! Wenn nicht, lasst euch von jemandem helfen!
Weiter sagt er: "Als ich mich erhob, zog ich meine Aufmerksamkeit von außen, von den neun Toren zurück und kam zum zehnten Tor hinter den Augen. Dort hörte ich die süßen Melodien der Sphärenmusik, Nada." Das gibt euch alle Glückseligkeit.
Solange man nicht in Verbindung ist mit jener Gotteskraft, welche Shabd, Wort oder Naam genannt wird, sieht man, wenn man die Augen schließt, Dunkelheit. Wenn ihr jedoch eure Aufmerksamkeit von außen zurückzieht, und zum Sitz der Seele, der hinter den Augen liegt, kommt, dann öffnet sich das Einzelauge und ihr seht Licht.Es ist besser ins Jenseits zu gehen mit einem Auge, als mit zwei Augen in die Hölle geworfen zu werden. Versteht ihr? ("Es ist für dich besser, einäugig in das Reich Gottes einzugehen, als mit zwei Augen in das Feuer der Hölle geworfen zu werden." Mark. 9,47-48)
"Wenn dein Auge einfältig ist, wird dein ganzer Körper voller Licht sein!" – "Eng ist das Tor!" ("Eng ist die Pforte und schmal der Weg, der zum Leben führt, und nur wenige sind es, die ihn finden." Matth. 7,14) Lest die Schriften! Es sind Hinweise auf das Jenseits – wie die Seele den menschlichen Körper verlässt.
Nun sagt er: "Solange nicht die Dunkelheit beseitigt wird und ihr das Licht Gottes nicht von Angesicht zu Angesicht seht, endet euer Kommen und Gehen (in dieser Welt) nicht!"
Wenn ihr Gott seht, wenn ihr seht, dass Er die Kraft ist, die euch kontrolliert, dann verliert ihr euer Ego und müsst nicht wieder (in diese Welt) kommen. Doch solange ihr nicht das Licht Gottes in euch seht, gebt ihr euch nur den äußeren Formen hin, wie sie in den Kirchen, Tempeln und Moscheen zur täglichen Andacht üblich sind. Bei den Hindus gibt es folgenden Brauch: Wenn jemand auf dem Sterbebett liegt, geben sie ihm eine brennende Lampe in die Hand und bitten ihn: "Schau in das Licht!", und sie lesen ein Mantra vor, welches bedeutet: "Dieses Licht wird dich zu Gott führen!" Hand und Lampe jedoch bleiben beide hier, seht ihr? Welches Licht wird also dort (im Jenseits) sein?
Jenes Licht, das bereits in euch ist.
Ihr könnt es sehen, wenn ihr das zehnte Tor im Körper erreicht und euer inneres Auge, Drittes Auge oder Einzelauge, geöffnet wird. So sagt er: "Wer hat den Schlüssel dazu?" Angenommen, ihr möchtet in ein Haus gehen, dessen Tür jedoch verschlossen ist. Der Besitzer des Hauses hat den Schlüssel einem Angestellten oder Diener gegeben. So müsst ihr also zuerst die Erlaubnis des Hausbesitzers haben. Wenn er die Erlaubnis gibt, dann bittet er den Diener: "Geh und schließ die Tür auf!"
Wo wohnt Gott? Er wohnt in dem Tempel, den Er im Mutterleib erschuf. Er wohnt in diesem Menschenkörper.
Er hat ihn abgeschlossen, und wem hat Er den Schlüssel gegeben? Dem "Gott-im-Menschen" oder "Menschen-in-Gott", nennt ihn Heiligen oder wie ihr wollt. Er gibt euch eine Meditationssitzung. Er zieht eure Aufmerksamkeit von außen zurück zum Sitz der Seele im Körper und ihr seht Licht. Entsprechend dem Hintergrund eines jeden bekommen einige mehr, andere weniger (Erfahrung), doch jeder erhält etwas, womit er beginnen kann.
Der Schlüssel zum Erfolg liegt bei dem Heiligen. Gott, der den Körper schuf, verschloss ihn und gab den Schlüssel dem Heiligen, damit er die Tür öffnen kann, wenn Er die Erlaubnis dazu gibt. Nicht allen wird die Initiation gegeben, Gott wählt aus, wir werden von Ihm ausgewählt.
Nicht wir wählen, sondern Er ist es, der auswählt.
Wen wählt Er aus? Zum Beispiel ist da ein Büro, in dem einige Stellen frei sind. Der zuständige Beamte dort hat eine sehr schöne Handschrift und er verlangt, dass alle Bewerbungen handschriftlich zu ihm kommen. Er geht sie alle durch; Hunderte von Anträgen sind da, er geht sie durch, blättert sie durch, und welche sehr schön geschrieben sind, nimmt er heraus. Versteht ihr? Weil er jene Eigenschaft hoch einschätzt, die er selbst hat.
Gott sieht also diejenigen, die mehr nach Gott verlangen als nach der Welt.
Gott wohnt in euch, und Er trifft Vorkehrungen, um euch (mit jemandem) in Verbindung zu bringen, der euch auf den Pfad stellen kann. Das ist alles. Er wählt euch aus. Er bringt diejenigen, die sehr große Sehnsucht nach Ihm haben mit jemandem in Verbindung, damit sie auf den Weg gestellt werden können.
Nun wiederholt Guru Amar Das: "Der menschliche Körper ist eine Höhle, in welcher es dunkel ist. Gott wohnt darin." "Er ist so groß", wie Prophet Mohammed sagte, "doch Er kann im Herzen eines Ergebenen wohnen." Er ist überall verborgen – die äußere Erscheinungswelt ist auch Gott, alles, was ihr seht, ist der Ausdruck Gottes. Zuerst seht ihr nur Dunkelheit – wenn sich jedoch euer inneres Auge öffnet, dann seht ihr:
"Es ist alles Licht, Gott ist überall. Es gibt keinen Ort, wo Er nicht ist."
Doch wie kann das erlangt werden? ... Es ist bereits da. Es ist nur eine Frage, sich von außen zurückzuziehen und zum Sitz der Seele zu gelangen. Wenn ihr selbst dorthin gelangen könnt, versucht euer Bestes! Wenn ihr es könnt – was wollt ihr mehr? Wenn es euch nicht gelingt – dann lasst euch von jemandem helfen, so wie ihr in äußeren Dingen auch die Hilfe eines Lehrers braucht. Sitzt einfach bei jemandem, der euch all das gratis gibt, denn alle Gaben Gottes sind frei: Luft, Sonne, Wasser, Erde. Diese Erde ist ein Geschenk Gottes. Zu Füßen von jemandem zu sitzen, der euch dies alles frei gibt, ist notwendig.
Das Wort "Gurmukh" bedeutet, wenn eure Augen in Verbindung kommen mit den Augen des Gottmenschen, dann erwacht man zu höherem Leben, denn ein Drittel der Lehre wird mündlich vermittelt und zwei Drittel durch Ausstrahlung. Hingabe ist also notwendig. Durch Hingabe entwickelt ihr Empfänglichkeit, und dadurch lernt ihr.
Weiter sagt er: "Wenn ihr den vollen Gewinn aus dem menschlichen Körper ziehen wollt, der die goldene Gelegenheit ist, die wir erhalten haben, um Gott zu erkennen, dann sitzt zu den Füßen eines Heiligen!" Wenn wahre Sehnsucht da ist, sieht Gott, der in euch ist, dass ihr wirklich nach Ihm ruft, und Er trifft Vorkehrungen, um euch dorthin zu bringen, wo ihr auf den Weg gestellt werden könnt. Ihr selbst könnt dann Zeugnis ablegen, dass es so ist. Ihr werdet etwas erhalten, womit ihr beginnen könnt; entsprechend dem Hintergrund eines jeden, der eine mehr, der andere weniger.
Das also erzählte Guru Amar Das, als er zu den Füßen seines Meisters kam. Er gab die Essenz der Lehre in einer Hymne wieder.
So hat jeder Heilige seine Vergangenheit und jeder Sünder eine Zukunft. Es gibt Hoffnung für jeden. Als Guru Amar Das diesen Stand erreichte, sagte er: "Einmal war ich wie ihr. Jetzt habe ich mich mit der Gnade Gottes erhoben!" Was bewirkte die Gnade Gottes? "Ich war wie ein Stein unter Wasser, vollkommen unter der Kontrolle der nach außen gehenden Sinne. Er zog mich heraus und offenbarte sich mir."
Es gibt also Hoffnung für jeden, der den menschlichen Körper hat.
Deshalb wird der menschliche Körper so gepriesen. Sogar die Engel verbeugen sich vor ihm. Die Seelen aller Rishis aus der Vergangenheit wählten den menschlichen Körper, wenn sie wieder in die Welt zurückkehrten, nachdem sie sich der Glückseligkeit auf höheren Ebenen erfreut hatten. Ihr habt wirklich großes Glück, dass ihr den menschlichen Körper erhalten habt.
Jetzt ist die goldene Gelegenheit für euch, um Gott zu erkennen.
Alle anderen Dinge geschehen aufgrund der Rückwirkungen aus der Vergangenheit, der Ausgleich von Geben und Nehmen findet statt. Die fließende Feder Gottes hat uns aufgrund der Rückwirkungen aus der Vergangenheit miteinander verbunden, als Brüder, Schwestern, Frauen, Männer oder Eltern. Der Gottmensch oder Mensch-in-Gott bringt euch in eine noch engere Verwandtschaft, welche bereits besteht. Als man zu Christus sagte, während viele Menschen um ihn waren: "Deine Mutter ist gekommen!", antwortete er: "Wer ist meine Mutter? Diejenigen, die den Willen meines Vaters tun, sind mir Mutter, Bruder und Schwester, sie sind die Meinen!" ("Denn wer den Willen Gottes tut, der ist mir Bruder, Schwester und Mutter." Mark. 3,35) Das ist die wahre Verwandtschaft, in welcher uns ein Gottmensch verbindet, seht ihr? Als Mensch seid ihr alle eins.
Die Seelen sind vom selben Wesen wie Gott, wir sind alle Brüder und Schwestern in Gott.
Wir verehren denselben Gott, den wir mit verschiedenen Namen benennen. Nun aber ist es höchste Zeit, Ihn zu sehen. Wir haben die goldene Gelegenheit dazu erhalten, so lange schon haben alle, die hier sitzen, den menschlichen Körper – zwanzig, dreißig, vierzig, fünfzig oder sechzig Jahre. Aber habt ihr Gott erreicht? Wenn ja, dann ist es gut. Wenn nicht – beeilt euch! Jetzt habt ihr die Gelegenheit dazu erhalten.
All das konnte ich durch ein paralleles Studium aller Heiligen Schriften erfahren und indem ich zu den Füßen meines Meisters saß, so wie Guru Amar Das, von dem ich euch gerade vorgetragen habe. Er verbrachte siebzig Jahre mit der Suche nach Gott, und als er eine Erfahrung von Ihm erhielt, zeigte er den anderen: "Dies ist der Weg!"
Das habe ich euch also vorgetragen. Ich danke euch für euer geduldiges Zuhören. All das, was ich gefunden habe, habe ich euch vorgetragen. Danke also, dass ihr diese Gelegenheit wahrnehmen konntet und euch Zeit genommen habt von eurem vielbeschäftigten Alltag, um geduldig dem zuzuhören, was ich erkennen konnte. Ich danke euch für all das.
Eine Sache habe ich noch zu sagen, besonders für diejenigen, die bereits initiiert sind. Für sie sind zwei Dinge notwendig: Zuerst Meditation – es ist das Brot und Wasser des Lebens, kein Tag sollte vergehen, ohne dass ihr diese Nahrung zu euch nehmt. Ihr werdet gebeten, so viel Zeit dafür einzusetzen wie ihr nur könnt, mindestens zwei Stunden täglich. Als ich zu meinem Meister kam, fragte ich Ihn, wieviel Zeit ich dafür einsetzen sollte. Ich war Familienvater, und hatte zwei Kinder, ich war Angestellter und verdiente meinen Lebensunterhalt. Er sagte: "Setze mindestens fünf bis sechs Stunden dafür ein, wenn mehr, um so besser!" Seht ihr?
Schließlich sind wir es, die dafür arbeiten müssen. Daher setzt mindestens zwei Stunden dafür ein, wenn ihr mehr einsetzen könnt, dann ist es gut. Es wird euch helfen. Wenn nicht – zwei Stunden von vierundzwanzig sind nicht viel. Ein Zehntel sollte gegeben werden. Ein Zehntel von vierundzwanzig Stunden sind zwei Stunden und zwanzig Minuten. Gut, euch wird noch ein Zugeständnis von zwanzig Minuten gemacht.
Das zweite ist, ihr solltet das Tagebuch führen. Diese Dinge wurden bisher nur gegeben, wenn das Gefäß bereits rein war, wenn die Menschen dazu bereit waren. Nun aber haben sich die Zeiten geändert. Wer kann schon jahrelang zu Füßen eines Meisters sitzen? So wird euch also etwas gegeben, mit dem ihr zuerst beginnen könnt, und ihr werdet gebeten, es durch Selbstprüfung zu erhalten, indem ihr alle Fehler im Leben ausmerzt und auch jeden Tag regelmäßig Zeit für die Meditation einsetzt.
Wenn ihr alle Unvollkommenheiten in euch ausmerzt und auch regelmäßig Zeit für die Meditation einsetzt und etwas erhaltet, mit dem ihr beginnen könnt, dann wird sich diese Erfahrung von Tag zu Tag entwickeln. Dafür ist also das Tagebuch notwendig, damit ihr selbst erkennt, wer ihr seid, welches die Fehler in eurem Leben sind, seht ihr? Es ist wie wenn wir in die Kirche gehen zum Priester, wenn wir beichten und beten: "O Gott, das habe ich getan, ich will es nicht wieder tun!" Seht ihr, tut es hundertmal am Tag.
Wenn ihr also etwas erhalten habt, um damit zu beginnen, so muss das weiterentwickelt werden. Es ist für euch selbst, nicht wahr? "Lernt zu sterben, damit ihr zu leben beginnen könnt!" Keine Angst vor dem Tode, kein Stachel des Todes bleibt mehr. So setzt also regelmäßig Zeit ein, um das Brot und Wasser des Lebens zu erhalten. Gebt zuerst eurer Seele das Wasser des Lebens, dann gebt das Brot des Lebens dem Körper. Gott wird euch helfen.
Meine guten Wünsche sind mit euch.